Pszczyna (Polen)

Für das Stadtfest der polnischen Stadt Pszczyna wurden diese drei Mozart-Klavierkompositionen ursprünglich in einem Konzert in der Evangelischen Kirche am Marktplatz gespielt. Solche Konzerte sind dort ein Teil des Stadtfestes, das traditionell in der zweiten Hälfte Mai stattfindet. Das Instrument dort war für eine dauerhafte Aufnahme jedoch nicht ausreichend geeignet. Für diese Aufnahme spielte Dr. Roman Salyutov noch einmal auf einem in der Nähe erreichbaren Flügel.



KV 395, Capriccio für Klavier C-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 18. Mai 2019 in Pszczyna (Polen)

KV 395, Capriccio für Klavier C-Dur


KV 398, 6 Variationen für Klavier "Salve tu, Domine"
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 18. Mai 2019 in Pszczyna (Polen)

KV 398, 6 Variationen für Klavier "Salve tu, Domine"


KV 460, 8 Variationen für Klavier "Come un agnello"
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 18. Mai 2019 in Pszczyna (Polen)

KV 460, 8 Variationen für Klavier "Come un agnello"

KV 395 Pszczyna (Polen)

Die Von Mozart selbst als „Kleine“ betitelte Phantasie entstand um das Jahr 1782 in Wien, komponiert vermutlich für seine Schwester. Das Stück steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu den berühmten Fantasien c-Moll KV 396 und besonders d-Moll KV 397 und ist vor allem aufgrund seiner vergleichsweise schlichten melodischen Struktur in deren Schatten geraten. Es besteht aus drei Abschnitten: Im Ersten („Allegretto“) erlebt man eine freie, spontan klingende Improvisation, in der durch mehrere Tonarten gewandelt wird. Im zweiten Abschnitt setzt sich der Improvisationscharakter weiter fort, aber bereits auf eine andere Art, indem sich fast jeden zweiten Takt die Bewegung und die Faktur ändern – Andantino, Presto, Adagio, wieder Andantino und schließlich Allegro. Eine absolut unvorhersehbare Entwicklung, die den Titel des Stücks noch mehr unterstreicht. Der dritte Abschnitt, als „Capriccio“ bezeichnet, zeichnet sich durch einen raschen, zielgerichteten Sechszehntel-Lauf. Es hat gerade erst angefangen, ist in den Gang gekommen – und schon ertönt die Schlusskadenz! So unerwartet bricht Mozart ab, als hätte er es sich im letzten Moment anders überlegt und entschieden, die Komposition nicht weiter zu entwickeln. Auch wenn die Kleine Phantasie von ihren berühmten Nachbarn deutlich überschattet wird, stellt sich ein interessantes Beispiel dessen dar, wie unergründlich und unvorhersehbar der kompositorische Gedankenlauf sein kann.


KV 460 Pszczyna (Polen)

Acht Variationen über die Arie des Mingone "Come un' agnello" aus Giuseppe Sartis Oper "Fra i due litiganti il terzo gode" sind im Jahr 1784 in Wien entstanden. Der vergleichsweise selten gespielte Zyklus weist jedoch die Reife des Mozart‘schen Variationsstils klar auf. Sehr kunstvoll geht der Komponist in jeder Veränderung des Themas mit der Faktur um und lässt sie durch vielfältige rhythmische und melodische Metamorphosen individuelle Charaktere erlangen. Dabei kommt es zu einer bemerkenswerten Überraschung im Formaufbau: Nach dem schwungvollen Allegro im 4/4 Takt (Variation Nr. 7), das eigentlich bereits einen fröhlichen Abschluss des Zyklus zu verkünden scheint, nimmt die Entwicklung plötzlich eine Wende, und nach einer Kadenz setzt eine sehr langsame und lange Variation ein – Adagio in A-Dur und a-Moll. Es kommt so vor, als hätte Mozart die Unbekümmertheit bisher genossen und möchte sich in diesem Moment einer Vertiefung in sich selbst widmen. Der Lauf der vorherigen Variationen bleibt aus, die Zeit scheint still zu stehen – und nur die innigen Töne des Adagio verraten uns die nachdenkliche und melancholische Stimmung ihres Schöpfers… Nichtsdestotrotz wird das Werk mit einem kurzen und entschlossenen Allegro besiegelt – Selbstvertiefung ist schön, aber das sprudelnde Leben ruft!


Roman Salyutov

Roman Salyutov wurde 1984 in Leningrad geboren, studierte Klavier und Dirigieren in Sankt-Petersburg und Köln und promovierte sich als Musikwissenschaftler zum Dr. phil. in Paderborn mit einer Untersuchung zur Semantik der Musiksprache von César Franck. Seine Auftritte als Konzertpianist führen ihn neben vielen Engagements in Deutschland und Europa auch beispielsweise in die USA, nach Japan, Australien, Neuseeland und Israel. Meisterkurse und musikwissenschaftliche Vorträge an in- und ausländischen Universitäten und im Rahmen von Festivals sind ebenso Teil seiner künstlerischen Arbeit.

Sein Repertoire reicht vom Barock bis zur Musik des 21. Jahrhunderts hinaus und schließt über 400 Werke ein. Der Musiker lebt in Bergisch Gladbach bei Köln. Er ist Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Initiator mehrerer städtischer Festivals, Opernproduktionen, nationaler wie auch internationaler Projekte. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Vereins "Musik- und Festival GL e. V.", der sich als lokaler Veranstalter versteht, sowie Initiator und Vorsitzender der "Internationalen Erich Wolfgang Korngold Gesellschaft e. V.", die sich der Verbreitung der Musik vergessener, verbannter und ermordeter Komponisten widmet und überregional bzw. international agiert. 

Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement im Bereich Kultur wurde Roman Salyutov 2018 mit der Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach ausgezeichnet