Ettlingen und Heidelberg

Das Violinkonzert Nr. 3 KV 216 sowie die Symphonie KV 504 wurden im Rahmen der Sommerkonzerte aufgeführt, die die Oekumenische Philharmonie seit 2012 Heidelberg und seit 2013 in Ettlingen veranstaltet. Zu hören ist die Aufnahme des Violinkonzerts am 29. Juli 2023 in der Stadthalle Ettlingen und die Aufnahme der Symphonie am 30. Juli 2023 im Augustinum Heidelberg. Die zentral gelegene Stadthalle ist mit ihren ca. 600 Sitzplätzen einer der Hauptveranstaltungsorte der Stadt Ettlingen. Der öffentlich zugängliche Theatersaal des Seniorenwohnstifts Augustinum ist mit einer Sitzplatzkapazität von ca. 370 Plätzen ein wegen seiner guten Akustik und angenehmen Atmosphäre eine gut besuchte und begehrte Spielstätte der Stadt Heidelberg und ihres Stadtteils Emmertsgrund.



KV 216, Violinkonzert Nr. 3 G-Dur

Solistin: Nelly Guignard (Violine)
Orchester: Oekumenische Philharmonie
Leitung: Frank Christian Aranowski
Aufnahme am 29. Juli 2023 in der Stadthalle Ettlingen

KV 216, Violinkonzert Nr. 3 G-Dur
KV 216, Violinkonzert Nr. 3 G-Dur, Allegro
KV 216, Violinkonzert Nr. 3 G-Dur, Adagio
KV 216, Violinkonzert Nr. 3 G-Dur, Rondeau: Allegro


KV 504, Sinfonie Nr. 38 D-Dur „Prager“
Orchester: Oekumenische Philharmonie
Leitung: Frank Christian Aranowski
Aufnahme am 30. Juli 2023 im Theatersaal des Wohnstift Augustinum Heidelberg

KV 504, Sinfonie Nr. 38 D-Dur „Prager“
KV 504, Sinfonie Nr. 38 D-Dur „Prager“, Adagio - Allegro
KV 504, Sinfonie Nr. 38 D-Dur „Prager“, Andante
KV 504, Sinfonie Nr. 38 D-Dur „Prager“, Presto

KV 216 Ettlingen

Wolfgangs Vater Leopold (1719-1787) war nicht nur Geiger, sondern auch ein angesehener Pädagoge. In Wolfgangs Geburtsjahr brachte er sein berühmtes Lehrwerk „Versuch einer gründlichen Violinschule“ heraus, welches in mehreren Auflagen weit verbreitet war und heute eine wichtige Quelle für die historische Aufführungspraxis darstellt. So verstand es sich von selbst, dass er auch seine Kinder frühzeitig an die Violine heranführte. Wolfgang erhielt bereits mit vier Jahren Unterricht und erwies sich als überdurchschnittlich begabt: Einem Bericht des Hoftrompeters Johann Andreas Schachtner zufolge soll er in der Lage gewesen sein, bei im Rahmen einer Hausmusik musizierten Streichtrios auf seiner Kindergeige spontan die zweite Violinstimme zu spielen, ohne jemals vorher ernsthaften Unterricht erhalten zu haben.
Der Vater bildete seinen Sohn gründlich aus, und Mozart entwickelte sich zu einem vorzüglichen Geiger. Leopold schrieb ihm 1777: „Du weißt selbst nicht, wie gut Du Violin spielst…“ Es erstaunt daher, dass Mozart der Nachwelt nur fünf Violinkonzerte hinterließ (zwei weitere gelten als nicht authentisch). Zwar gibt es noch die Concertoni, mehrere Serenaden und Divertimenti mit virtuosen Violinsoli, sowie die berühmte Sinfonia concertante KV 364 für Violine und Viola, jedoch nehmen sie im Verhältnis zum Gesamtwerk zumindest zahlenmäßig eine eher untergeordnete Rolle ein. Mozart fühlte sich offenbar stärker zum Klavier hingezogen, denn während er, gleichmäßig über sein ganzes Leben verteilt, 27 Klavierkonzerte schuf und diese auch nahezu ausschließlich selbst aufführte, entstanden die Violinkonzerte in einem deutlich engeren Zeitrahmen: Das erste wird auf 1773 datiert, die restlichen vier stammen aus dem Jahr 1775. Ob Mozart, der seit 1770 Konzertmeister in Salzburg war, diese Konzerte für sich selbst oder einen der vielen anderen hervorragenden Salzburger Geiger schrieb, ist nicht geklärt; es gilt aber als sicher, dass Mozart seine Konzerte auch selbst gespielt hat.
Obwohl in enger zeitlicher Nachbarschaft entstanden, besitzt jedes der Konzerte eine ausgeprägte Individualität. Die traditionelle Dreisätzigkeit folgt dem allgegenwärtigen Vorbild Antonio Vivaldis - stilistisch in erstaunlicher musikalischer und formaler Vollendung verarbeitet mit den Eindrücken, die Mozart an italienischer, französischer und böhmischer Violinmusik kennengelernt hat. Insbesondere im 3. Konzert gelingt es ihm, eine außerordentliche Fülle von Themen überzeugend in einem Sonatensatz zusammenzuführen. Der langsame zweite Satz wirkt mit seiner überirdischen, süß-schwebenden Zartheit „wie vom Himmel gefallen“ (Mozart-Biograph Alfred Einstein) und zeugt von der beeindruckenden gefühlsmäßigen Reife des erst Neunzehnjährigen. Das heiter-beschwingte Rondeau im 3/8-Takt wird überraschend von einem Andante-Ständchen und einem darauffolgenden fröhlichen Volkslied-Couplet (mit einem vom Rondeau-Thema vollkommen abweichenden Rhythmus) unterbrochen. Der Satz endet nicht mit einem publikumswirksamen Forte-Schluss, sondern verrinnt seltsam wehmütig in verhaltener Melancholie. Einstein bemerkt hierzu: „Wenn es ein Wunder in Mozarts Schaffen gibt, so ist es die Entstehung dieses Konzertes.“

Text: Frank Christian Aranowski

KV 504 Wohnstift Augustinum

Zu Mozarts umfangreichem Schaffen gehören 41 Symphonien - mindestens, denn eine genaue Zählung ist aufgrund von Überschneidungen mit anderen Werkgattungen nicht einfach. Die meisten Symphonien stammen aus der Zeit, als sich Mozart in Diensten des Salzburger Erzbischofs befand. Als freischaffender Musiker in Wien interessierte ihn diese Gattung nur noch sporadisch, und er konzentrierte er sich dagegen vor allem auf das Komponieren von Klavierkonzerten und Opern. Zwischen 1782 und 1786 entstanden lediglich drei Symphonien, die unter den Beinamen „Haffner“, „Linzer“ und „Prager“ bekannt und berühmt geworden sind. Danach folgten im Sommer 1788 Mozarts die drei letzten Symphonien Nr. 39 bis 41, die den Höhepunkt der klassischen Symphonie überhaupt bezeichnen.
1785 und 1786 (dem produktivsten Jahr in seinem Leben) schrieb Mozart seine berühmte Lustspiel-Oper „Le nozze di Figaro“ („Figaros Hochzeit“), die als eines der vollendetsten Kunstwerke der deutschen Klassik gilt. Nach der (eher durchwachsenen) Uraufführung am 1. Mai 1786 im Wiener Hofoperntheater und weiteren (dann äußerst erfolgreichen) Folgeaufführungen sollte das Werk nun auch in Böhmen vorgestellt werden, und so machte sich Mozart im Januar 1787 auf die Reise nach Prag. Dabei hatte er auch eine neue Symphonie im Gepäck, die für ein Konzert (damals „Akademie“ genannt) im Theater vorgesehen war. Das Finale dieser sogenannten „Prager“ Symphonie hatte Mozart bereits im Frühjahr 1786, also zeitgleich mit dem „Figaro“, komponiert, und so verwundert es nicht, dass die Werke in Stimmung und Gehalt gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Die beiden anderen Sätze, die kurz vor der Abreise im Dezember 1786 entstanden sind, weisen in ihrer monumentalen Größe und Erhabenheit bereits auf die 1787 folgende dramatische Oper „Don Giovanni“ (die ebenfalls eng mit Prag verbunden ist) hin. Die auffälligste Eigenschaft der Symphonie ist ihre Dreisätzigkeit. Über Mozarts Gründe, auf ein Menuett zwischen dem langsamen Satz und dem Finale zu verzichten, wurde lange Zeit vergeblich spekuliert. Klar ist aber, dass es der Symphonie an nichts mangelt und sie in ihrer Vollkommenheit den Vergleich zu den letzten drei großen Symphonien nicht zu scheuen braucht. Die Uraufführung fand am 19. Januar 1787 unter Mozarts Leitung statt und wurde ein voller Erfolg. Von einem zeitgenössischen Biographen erfahren wir später (1798): „Die Sinfonien, die er für diese Gelegenheit setzte, sind wahre Meisterstücke des Instrumentalsatzes, voll überraschender Uebergänge und haben so einen raschen, feurigen Gang, so, daß sie alsogleich die Seele zur Erwartung irgend etwas Erhabenem stimmen. Dieß gilt besonders von der Sinfonie in D-Dur, die noch immer ein Lieblingsstück des Prager Publikums ist, obschon sie wohl hundertmal gehört ward.“

Text: Frank Christian Aranowski

Nelly Guignard

Nelly Guignard wurde 1989 in eine musikalische Familie hineingeboren. Bereits im Alter von drei Jahren begann die Ausbildung durch ihren Vater Alexander Wiegel, einem Diplommusiker und Musikpädagogen. Mit vier Jahren erhielt sie Geigenunterricht an der Musikschule ihrer Heimatstadt Bonn und wurde mit sechs Schülerin von Prof. Anatoly Schwarzbourg. Wenige Jahre darauf gewann sie mehrere 1. Preise bei „Jugend musiziert“ und wurde zu einer begehrten Konzertsolistin u. a. beim Sanssouci Kammerensemble Bonn und beim christlichen Sela-Allianz-Orchester Bonn. Auch in anderen Besetzungen führte sie erfolgreich ihre Mitspieler und sammelte auf Konzertreisen nach China, in die USA, nach Italien, Spanien, Polen und Ungarn neue musikalische Eindrücke. Als Konzertmeisterin war sie für das Landesjugendorchester NRW und die Oekumenische Philharmonie tätig. 2013 beendete sie ihr Studium an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf bei Prof. Ida Bieler und spielte sowohl in der Deutschen Kammerakademie Neuss, als auch als Praktikantin im WDR-Symphonieorchester Köln. Sie war Stipendiatin der Stiftung Yehudi Menuhin „Live Music Now“, des Deutschen Musikwettbewerbs und der Stiftung Villa Musica; außerdem wurde sie mit dem Kunstförderpreis der Stadt Neuss und dem Bruno-Frey-Musikpreis ausgezeichnet. Heute arbeitet sie als stellvertretende Konzertmeisterin im Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Mit der Oekumenischen Philharmonie ist sie seit 2009 verbunden, wo sie zusammen mit ihrem Vater und später auch ihrer Schwester spielte und dort ihren Ehemann sowie Schwiegervater und Schwägerin kennenlernte. Als Solistin konzertiert sie mit der Oekumenischen Philharmonie seit 2018.


Oekumenische Philharmonie

Die Oekumenische Philharmonie (www.oekphil.de) wurde 2006 gegründet und hat sich bereits seit einigen Jahren im Kulturleben der Regionen Karlsruhe und Heidelberg etabliert. In dem Orchester versammeln sich hervorragende Berufsmusiker aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die als Angehörige unterschiedlicher christlicher Konfessionen ihr Musizieren wesentlich als Ausdruck des Gotteslobes und ihres persönlichen Glaubens begreifen. Unter der Leitung des Orchestergründers Frank Christian Aranowski treten die Orchestermitglieder, die zum großen Teil in namhaften Spitzenorchestern ihren Dienst taten oder noch tun, regelmäßig zu mehreren jährlichen Arbeitsphasen zusammen und faszinieren regelmäßig Publikum und Presse. "Begeisterndes Orchester", "exzellent besetztes Ensemble", "künstlerische Geschlossenheit", "hochkarätiger Musikgenuss", "in feinsten Nuancierungen", "der Vollendung ziemlich nahe"..."mustergültige Interpretation", es "stimmt ...einfach alles" – mit diesen und ähnlichen Formulierungen wurden die Aufführungen des Orchesters bisher bedacht (Quelle: Feuilleton der Rhein-Neckar-Zeitung und Badische Neueste Nachrichten).
Text: Frank Christian Aranowski

Frank Christian Aranowski

Frank Christian Aranowski wurde 1969 in Berlin geboren und erhielt seinen ersten Musikunterricht im Alter von sieben Jahren. Er hospitierte viele Jahre in der Berliner Philharmonie bei Proben und Konzerten der bedeutendsten Orchester und Dirigenten, insbesondere der Berliner, Wiener und Münchner Philharmoniker sowie Claudio Abbado, Sergiu Celibidache, Carlo Maria Giulini, Nikolaus Harnoncourt und Lorin Maazel. Bereits vor seinem Studium leitete er mehrere Jahre die Arndter Sinfonietta in Berlin und begleitete sie auf einer China-Tournee. Er studierte an der Hochschule Mozarteum in Salzburg Orchesterdirigieren bei Michael Gielen sowie Chorleitung bei Walter Hagen-Groll und Karl Kamper und konnte seine Ausbildung „mit ausgezeichnetem Erfolg“ abschließen. Für seine wissenschaftliche Arbeit über ein Werk Bartóks bekam er den Titel eines Magister artium verliehen. Er belegte Kurse u. a. bei Rupert Huber, Howard Arman, Péter Eötvös, Peter Gülke und Nikolaus Harnoncourt und arbeitete mit Berufsorchestern im In- und Ausland zusammen. Seit 2000 ist er als Chor- und Orchesterleiter im Raum Karlsruhe / Rhein-Neckar tätig.