Bergisch Gladbach

An Konzerten für Klaviermusik mangelt es heutzutage nicht – oder doch? Im Gegenteil - zu Klavierabenden finden Konzerte mit Musik für Klavier zu vier Händen oder gar für zwei Klaviere recht selten statt. So hat die Bergisch Gladbacher Kirche Zum Heilsbrunnen ein besonderes Konzert untergebracht, in dem die Vielfalt der Musik zu vier Händen bzw. für zwei Klaviere präsentiert wurde. Um dies zu ermöglichen, wurde ein Klavier aus dem Gemeindesaal in den Kirchenraum gebracht – da, wo ein Flügel immer steht. Eine neue, für das einheimische Publikum etwas ungewöhnliche Konstellation. Im ersten Teil erklangen Mozarts frühe Sonate C-Dur sowie Schuberts dramatische Fantasie f-Moll aus seinem Spätwerk für Klavier zu vier Händen, wobei es in der zweiten Hälfte voluminöser fortgesetzt wurde – mit Mozarts strahlender Sonate D-Dur wie auch Rachmaninovs poetischer Suite g-Moll für zwei Klaviere.



KV 19d, Sonate für Klavier zu 4 Händen C-Dur
Solisten: Anna Sigalova (Klavier), Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 19 November 2023 in der ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, Bergisch Gladbach

KV 19d, Sonate für Klavier zu 4 Händen C-Dur
KV 19d, Sonate für Klavier zu 4 Händen C-Dur, Allegro
KV 19d, Sonate für Klavier zu 4 Händen C-Dur, Menuetto
KV 19d, Sonate für Klavier zu 4 Händen C-Dur, Allegretto


KV 448, Sonate für 2 Klaviere D-Dur
Solisten: Anna Sigalova (Klavier), Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 19 November 2023 in der ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, Bergisch Gladbach

KV 448, Sonate für 2 Klaviere D-Dur
KV 448, Sonate für 2 Klaviere D-Dur, Allegro con spirito
KV 448, Sonate für 2 Klaviere D-Dur, Andante
KV 448, Sonate für 2 Klaviere D-Dur, Allegro molto

KV 19d Bergisch Gladbach

Die Sonate entstand im Jahr 1765, als Mozart sich mit seiner Vater auf einer ersten großen Europa-Tour befand – und zu diesem Zeitpunkt genau in England. Einigen Berichten zufolge sollen der junge Wolfgang Amadeus und seine Schwester Nannerl, die auch mitreiste, diese Sonate am 13. Mai 1765 in London gespielt haben, wobei eher auf einem doppelmanualigen Cembalo, worauf mehrere „Kollisionen“ der ersten und der zweiten Partie hindeuten.
Die Leichtigkeit des Stils und die graziöse Schlichtheit der spieltechnischen Gestaltung sind typisch für das Mozart’sche Jugendschaffen, wobei auch eine ganz klare satzbautechnische Struktur zu erkennen ist: Ein Allegro als Sonatenhauptsatz, ein tänzerischer mittlerer Satz – ein Menuett, sowie ein finales Rondo, in dem sich das schwungvolle Hauptthema mit mehreren Episoden verschiedener Charaktere abwechselt.


KV 448 Bergisch Gladbach

Die Sonate ist 1781 entstanden – gerade am Anfang des Wiener Kapitels in Mozarts Leben. Mit Wien verband der Komponist die Erfüllung mehrerer Pläne und Träume und war voller Begeisterung und Hoffnung, was sich in seinen Werken aus dieser Zeit markant spüren lässt. So wirkt auch diese Sonate – im fröhlichen, ja sogar strahlenden D-Dur, ohne jegliche dramatische Abweichung. Dass Mozart nicht nur eins, sondern zwei Klaviere benutzt und dabei die Stimmen im bravourösen und klanglich voluminösen Stil gestaltet, zeugt von seinem Wunsch, eine neue Dimension im Bereich der Klaviermusik zu erkunden, und zwar die symphonische. So beeindrucken der erste Satz Allegro von spirito wie auch das finale Rondo Allegro molto mit ihren parallel geführten melodischen Linien auf beiden Instrumenten, massiven Zusammenklängen und Verdopplungen, was der Musik eine beinahe orchestrale Brillanz vermittelt. Prachtvolle Tutti-Stellen im Wechsel mit Dialogen beider Solisten bauen dabei eine hinreißende Entwicklung auf. Der mittlere Satz Andante – das lyrische Zentrum der Komposition – stellt einen Kontrast zu den Außensätzen dar, dessen melodisches Material, von ruhiger Bewegung durchdrungen, warme und zärtliche Gefühle zum Ausdruck bringt.
Zweifelsohne kann man feststellen, dass Mozart in diesem Werk als Wegbereiter eines Spezialgebiets der Klavierliteratur auftritt, und nämlich des für zwei Klaviere, das in der Musik des 19. Und 20. Jahrhunderts eine bemerkenswerte länderübergreifende Verbreitung findet.


Anna Sigalova

Anna Sigalova schloss mit 19 Jahren das Studium an der Akademie des Staatlichen Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums im Hauptfach Klavier und Nebenfach Orgel mit Auszeichnung ab. Schon als Kind trat sie auf renommierten Bühnen Moskaus, wie der Moskauer Staatlichen Philharmonie, Sälen des Moskauer Konservatoriums, auf.
Seit 2005 lebt sie in Deutschland, wo sie bundesweit sehr aktiv mit den Opernsängern und Gesangsprofessoren wie KS Prof. Reinhard Leisenheimer (†), Prof. Dominik Wortig, Prof. Klesie Kelly-Moog, Prof. Thomas Heyer, Prof. Martin Bruns, KS Merilyn Bennett zusammenarbeitet. Sie ist bei ihren zahlreichen Gesangsmeisterkursen und Konzerten als Klavierbegleiterin und Korrepetitorin engagiert.
Anna gestaltet verschiedenen Künstlerprojekte mit Sängern und Instrumentalisten mit, spielt in Kammermusik-Ensembles und unterrichtet seit über 15 Jahren Kinder und Erwachsene im Klavierspiel. Außerdem korrepetiert sie und bereitet Kinder und Jugendlicher in allen Instrumentalfächern auf den Wettbewerb „Jugend musiziert“ vor. Darüber hinaus kooperiert sie mit Chören als Chorpianistin und Organistin.
In 2018 bis 2021 hatte Anna Sigalova einen Lehrauftrag am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg inne.


Roman Salyutov

Roman Salyutov, geboren 1984 in Leningrad, hat sich zugleich als Konzertpianist, Dirigent und Musikwissenschaftler (Dr. Phil.) profiliert.
Seine Auftritte führen ihn neben Deutschland auch in die Schweiz, USA, nach Israel, Österreich, Polen, Litauen, Ungarn, Japan, Australien und Neuseeland. Auch für Meisterkurse und musikwissenschaftliche Vorträge wird er eingeladen. Seit 2017 ist er Professor der Internationalen Klavier-Meisterkurse der Franz-Liszt- Gesellschaft in Breslau, Polen. Roman Salyutov ist Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Initiator vieler Kulturprojekte wie beispielsweise jährliche Internationale Kulturtage und das Jugendkulturfestival in Bergisch Gladbach, das erste Deutsch- Israelische Orchester Jachad Chamber Orchestra und die Produktion von Don Giovanni in Bergisch Gladbach. Er setzt sich aktiv für die Intensivierung des internationalen Kulturaustausches ein und ist darüber hinaus 1. Vorsitzender des Musik- und KulturFestival GL e.V.