Bergisch Gladbach

Mehrere Seniorenresidenzen der Stadt Bergisch Gladbach verfügen über sehr gute Räumlichkeiten, in denen Veranstaltungen regelmäßig abgehalten werden. Das ist gut und richtig, denn viele Bewohner dieser Einrichtungen sind aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, am Kulturleben aktiv teilzunehmen. Um diesen Menschen entgegenzukommen und sie an kulturellen Events intensiver teilhaben zu lassen, hat unser Streichquartett bzw. -quintett einige dieser Häuser besucht und leichtere und schwungvolle Musik von Mozart aufgeführt, um den Leuten im Sommer noch mehr Freude und gute Stimmung zu bescheren.



KV 174, Streichquintett B-Dur
Solisten: Michael Kibardin (Violine), Egon André (Violine), Jurate Cickeviciute (Bratsche), Ashot Manukian (Bratsche), Lev Gordin (Cello)
Aufnahme am 20. Juni 2023 im CBT Wohnhaus St. Raphael, Bergisch Gladbach

KV 174, Streichquintett B-Dur
KV 174, Streichquintett B-Dur, Allegro moderato
KV 174, Streichquintett B-Dur, Adagio
KV 174, Streichquintett B-Dur, Menuetto ma allegretto
KV 174, Streichquintett B-Dur, Allegro


KV 406, Streichquintett c-Moll
Solisten: Michael Kibardin (Violine), Egon André (Violine), Jurate Cickeviciute (Bratsche), Ashot Manukian (Bratsche), Lev Gordin (Cello)
Aufnahme am 20. Juni 2023 im CBT Wohnhaus St. Raphael, Bergisch Gladbach

KV 406, Streichquintett c-Moll
KV 406, Streichquintett c-Moll, Allegro
KV 406, Streichquintett c-Moll, Andante
KV 406, Streichquintett c-Moll, Menuetto
KV 406, Streichquintett c-Moll, Allegro


KV 514a, Streichquintett (Fragment) B-Dur
Solisten: Michael Kibardin (Violine), Egon André (Violine), Jurate Cickeviciute (Bratsche), Ashot Manukian (Bratsche), Lev Gordin (Cello)
Aufnahme am 20. Juni 2023 im CBT Wohnhaus St. Raphael, Bergisch Gladbach

KV 514a, Streichquintett (Fragment) B-Dur, Satz: k.A.

KV 174 Bergisch Gladbach

Das Streichquintett B-Dur ist tatsächlich die erste Komposition, in der Mozart das übliche Streichquartett etwas erweitert, und zwar um eine zweite Bratsche. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie behandelt man denn die zweite Bratschenstimme? Wie wird sie in die Partitur eingefügt – als Ergänzung zur ersten Stimme, als allgemeiner Hintergrund zur Füllung der klanglichen Dichte? Es ist sehr interessant zu verfolgen, wie Mozart hier die Qualität der zweiten Bratschenstimme herausarbeitet: Er probiert ganz verschiedene Modelle aus und gelangt zu einer tollen, ausgewogenen Kombination aller Stimmen durch eine vielseitige Integration der zweiten Bratsche, die in diversen Funktionen erscheint: Mal ist sie mit der ersten Violine an der melodischen Führung beteiligt, mal bildet sie parallele Bewegung mit seiner Nachbarstimme – der ersten Bratsche, mal fällt sie mit Imitationen anderer Stimmen auf und mal ist sie Teil eines klangvollen Tutti und trägt somit zur Entstehung einer dicht besetzten und klangfüllenden mittleren Schicht der Partitur. Mit Hinblick auf weitere Meisterwerke Mozarts in diesem Genre lässt sich dieses erste Quintett als ein sehr erfolgreicher Versuch betrachten.


KV 406 Bergisch Gladbach

Das Werk stellt eine von Mozart unternommene Bearbeitung der Serenade für Bläser c-Moll KV 388 dar und weist in dieser Streicherbesetzung eine neue Qualität auf. Indem der Komponist die Standartbesetzung eines Streichensembles – eines Quartetts – in diesem Falle um eine weitere Bratsche erweitert, erreicht sie das Niveau eines Streichorchesters, und das Quintett wird somit zu einer Streichersinfonie, die auch in mehrfacher Besetzung der einzelnen Stimmen aufgeführt werden kann. Die ausgeprägte, immer klar erkennbare thematische Gestaltung, meist der ersten Violine zugeteilt, wird von einer massiven Schicht der mittleren Stimmen sowie der entwickelten Basslinie getragen. Große dynamische Kontraste, dramatische Spannung sowie die pathetisch geprägte Tonart c-Moll lassen dieses Quintett mit solchen, auch vom sinfonisch-pathetischen Geist durchdrungenen Meisterwerken Mozarts wie seine Sonate c-Moll KV 457 und das Klavierkonzert c-Moll KV 466, verwandt werden.


KV 514a Bergisch Gladbach

Dieses Werk blieb leider unvollendet – Mozart hat lediglich den ersten Satz in Teilen geschrieben und die Themen herausgearbeitet. Teilweise bzw. streckenweise fehlen hier sogar einzelne Stimmen, wobei anhand des vorhandenen thematischen Materials eigentlich genug Grundlage für eine Vervollständigung des Stimmsatzes besteht. Dieses Fragment ist ein Zeugnis dessen, dass der Komponist entweder von der Vollendung der Arbeit durch eine wichtigere Beschäftigung abgelenkt wurde, oder einfach die Idee des Werkes für nicht mehr entwicklungsfähig oder -würdig hielt.


Michael Kibardin

Michael Kibardin (Violine) studierte bei Prof. Nathan Mendelssohn an der Musikhochschule in Taschkent. Als Solist des Usbekischen Rundfunkkammerorchesters und des Moskauer Kammerorchesters „Akademie“ bereiste er die ehemaligen Sowjetrepubliken und ganz Europa.1995 führte ihn sein Weg nach Hamburg, wo er das Studium an der Hochschule für Musik und Theater bei Prof. A.Röhn fortsetzte und sein Diplom mit Auszeichnung absolvierte. Die Teilnahme an verschiedenen internationalen Meisterkursen, u.a. bei Ivry Gitlis, Yfrah Neamann, dem Beaux Art Trio und dem Guarneri Quartett vervollkommnete seine Ausbildung. Zudem wurde es Preisträger bei den internationalen Wettbewerben in Gernsbach sowie „Elise Meyer-Wettbewerb“ in Hamburg und erhielte 2009 den Berenberg Kulturpreis.Michael Kibardin gab Konzerte mit dem Beethoven-Violinkonzert in Deutschland und Frankreich sowie mit dem Efim-Jurist-Quartett in Deutschland und Europa, u.a. Schleswig-Holstein Musikfestival, Beethovenfest Bonn, TV-Sendungen für den Bayrische Rundfunk, ORF, ZDF, 3 Sat, und Deutschland Radio. Seit 2010 konzertiert er als Solist weltweit u.a. in Spanien, Palau de la Musica Valencia, und Australien, Sydneyopera House.Mit dem nach ihm benannten Kibardin Quartett spielte er Konzerte u.a. bei den Oberstdorfer Sommerfestspielen, beim Neustädter Musiksommer, beim Sommertöne-Festival Leipzig, beim Usedomer Musikfestival, bei den Musikfestwochen Donau-Oberschwaben und beim Hohenloher Kultursommer.


Egon André

Geboren in Brüssel in 1981, begann Egon André im Alter von 5 Jahren Geige zu spielen. Er besuchte das Musikgymnasium “Lemmensinstituut” in Leuven und nahm nebenher Unterricht in Brüssel bei Professor Karen Aroutiounian.
In Deutschland studierte er zunächst bei Prof. Nana Jashvili an der Folkwang Hochschule für Musik in Essen, später dann bei Prof. Mihaela Martin und Prof. Michail Vaimann an die Musikhochschule Köln und Aachen.
Zusätzliche Impulse bekam er bei Meisterkursen von berühmten Geigern wie Gérard Poulet, Pavel Vernikov, Petru Munteanu und er profitiert nachhaltig von den künstlerischen Ratschlägen der Professoren Zakhar Bron und Liviu Prunaru.
Mit 16 Jahren gewann er denn ersten Preis beim belgischen Jugendwettbewerb “Pro Civitate”, 2001 bekam er ein Stipendium der "Organisation du Concours Reine Elisabeth de Belgique" und 2003 war er Finalist der "Belgian Foundation for Young Soloists".
Egon André konzertiert regelmäßig in verschiedene Bereichen und als Mitglied in verschiedenen Ensembles. Konzertreisen und sonstige künstlerische Produktionen führen ihn durch die meisten Großstädte Europas. Auch im Orchesterbereich hat er viel Erfahrung aufgesammelt und spielte unter namhaften Dirigenten wie A. Papano, L. Maazel, V. Gergiew, Z. Mehta, P. Järvi, C. Thielemann u.a.


Jurate Cickeviciute

Die Bratschistin Jurate Cickeviciute stammt aus Litauen, wo sie zunächst mit dem Geigenspiel begann, bevor sie aus Liebe zur etwas dunkleren Tonfarbe der Viola ihr Hauptengagement auf dieses Instrument verlegte. Ihre künstlerische Ausbildung begann mit dem Besuch des Konservatoriums in Kaunas, führte über ein Studium an der Litauischen Musikakademie Vilnius an die Kölner Musikhochschule (heute: Hochschule für Musik und Tanz) in die Klasse von Rainer Moog, wo sie ihr Diplom mit dem Prädikat „Sehr gut“ absolvierte und mit einem Konzertexamen abschloss.
Schon früh hatte sie ihren ersten Soloauftritt mit dem Staatlichen Kammerorchester Kaunas. Sehr bald wurde sie Mitglied unterschiedlicher Ensembles und Orchester.
Seit 2010 ist sie als Solobratscherin und Stimmführerin bei der Klassischen Philharmonie Bonn unter Leitung von Heribert Beissel im Einsatz. Hinzu kommen Engagements in renommierten Orchestern unter berühmten Dirigenten wie beispielsweise Gerd Albrecht und Lorin Maazel.


Ashot Manukian

Ashot Manukian, in Yerevan (Armenien) geboren, absolviert derzeit den Masterstudiengang an der Hochschule für Musik und Tanz Köln unter Prof. Alexander Zemtsov. Seine künstlerische Ausbildung wird durch die Teilnahme an Meisterkursen (u.a. mit Juri Bashmet, Nils Mönkemeyer, Gunter Teuffel, Diemut Poppen, Peter Konwitschny, Friederike Latzko, Erik Wenbo Xu, Micha Afkham, Aribert Reimann) ergänzt. Ashot Manukian war Teilnehmer der Akademie der Deutschen Oper am Rhein, des Theaters für Niedersachsen, der Junge Philharmonie Köln, der Summer School Saar Akademie in Saarbrücken, des EUphony Jugendorchester in Graz, der Höri Musiktagen Bodensee. Er ist Mitglied der Deutsche Kammerakademie Neuss, des Detmolder Kammerorchesters, der Mannheimer Philharmoniker, der Cameratta „Louis Spohr“ Düsseldorf und des „Silk Road Symphony Orchestras“ in Berlin und wird regelmäßig als Aushilfe ins Nationaltheater Mannheim, in die Neue Philharmonie Westphalen und ins Mecklenburgische Staatstheater eingeladen. Ashot Manukian ist Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe, darunter des Internationalen I. Synitsyn Wettbewerbs der Jungen Streicher, des XII. Russischen Regionalen Wettbewerbs der Jungen Streicher, des AstA/-Alumni Vereins HfM Detmold. Außerdem spielt er erfolgreich Konzerte als Solist und Kammermusiker.


Lev Gordin

Lev Gordin wurde in St.-Petersburg geboren. Er begann sein Cellostudium im Alter von 6 Jahren bei Natalia Tolbukhina, einer ehemaligen Studentin von Sviatoslav Knushevitsky und Mstislav Rostropovich. Danach studierte er in Israel, USA und Deutschland bei Hillel Zori, Bernard Greenhouse und Wolfgang Boettcher, besuchte unter anderem Meisterkurse von Frans Helmerson, Mstislav Rostropovich, Boris Pergamenschikow und Wolfgang Laufer. Später wirkte er als Solo-Cellist bei den Jenaer Philharmoniker und am Landestheater Eisenach und ist zurzeit ein gern gesehener Gast, unter anderem, im Münchner Rundfunkorchester, am Meininger Theater, im Bergen Philharmonic Orchestra (Norwegen) und Leipziger Symphonieorchester. Er tritt als Solist und Kammermusikpartner in internationalen Festivals auf, unterrichtet auf Meisterkursen und ist als Jurymitglied bei Musikwettbewerben tätig.
Lev Gordin hat mehrere Runfunk- und CD-Aufnahmen als Orchester- und Kammermusiker eingespielt sowie mehrere Wettbewerbspreise und Auszeichnungen gewonnen. Seit 2016 ist er als Solo-Cellist bei der Klassischen Philharmonie Bonn tätig.
Seit 2018 gehört Lev Gordin zu den Solisten des ersten Deutsch-Israelischen Orchesters „Yachad Chamber Orchestra“.