Zeughaus Neuss

Unter dem Titel "53. Konzert junger Künstler" stellte Joachim Neugart mit dem Neusser Kammerorchester ein Programm mit Werken von Francis Poulenc, Carl Reinecke und Wolfgang A. Mozart zusammen.



KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur
Orchester: Neusser Kammerorchester
Solisten: Leah Blomenkamp (Fagott)
Leitung: Joachim Neugart
Aufnahme am 3. Dezember 2017 im Zeughaus Neuss

KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur
KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur, Allegro
KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur, Andante ma Adagio
KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur, Rondo: Tempo di Menuetto

KV 191 Zeughaus Neuss

Eine persönlichen Anmerkung von Leah Blomenkamp:

"Ich sitze im Forum, unserem wöchentlichen, klasseninternen Fagottvorspiel in der Musikhochschule Köln. Dort können wir sämtliche Werke der Fagottliteratur mit Klavierbegleitung vor unserem Professor und Kommilitonen spielen. Aber man hört fast ausschließlich die Probespiel-Version unseres heutigen Mozartkonzertes, sprich 1. und 2. Satz jeweils bis zur Reprise.
Um eine feste Arbeitsstelle, eine Akademiestelle (Praktikum) oder einen Zeitvertrag in einem professionellen Orchester zu bekommen, müssen wir ein Probespiel absolvieren und gewinnen. In der ersten Runde wird meistens eben diese kastrierte Version jenes Konzertes verlangt. Da die Konkurrenz enorm groß ist, muss dieser Mozart sehr, sehr gut gespielt sein, damit man überhaupt für die zweite Runde zugelassen wird. Für mich fühlt es sich so an, als würden deswegen viele Fagottisten probieren, ihre Mozart-Interpretation möglichst unangreifbar machen. Glatt. „Perfekt“.
Das kann beeindruckend sein. Aber auch sehr langweilig. Leer. Irgendwie enttäuschend. Ein bisschen so, als würde die Musik missbraucht werden… Ich habe mich dem Druck erst mal nicht ausgesetzt, indem ich einfach abgewartet habe, bis ich überhaupt Lust bekomme, dieses Werk zu spielen. Glücklicherweise kam sie dann am Anfang meines dritten Studienjahres. Ich habe versucht, mich möglichst frei von allem Gehörten zu machen und unvoreingenommen dieses Konzert zu interpretieren. Manchmal hilft mir die Vorstellung, dass Mozart zum Zeitpunkt dieser Komposition gerade einmal 18 Jahre alt war. Ich finde, das kann man besonders im 1. Satz hören: Er ist so jugendlich und energievoll. Manchmal auch verspielt und witzig!
Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr, nach einigen solistischen Auftritten nun endlich auch dieses Konzert mit Orchester spielen zu dürfen! Mit Reprisen und sogar mit dem selten gehörten 3. Satz!".


Leah Blomenkamp

Leah Blomenkamp ist in einem musikalischen Elternhaus aufgewachsen und bekam ihren ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren. Mit 11 erhielt sie Fagottunterricht bei Veit Scholz, dem Solofagottisten der Düsseldorfer Symphoniker. Sie wurde beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ mit zahlreichen Preisen für 5 beide Instrumente ausgezeichnet, u. a. erste Preise als Liedbegleiterin bzw. Liederduo bei den Bundeswettbewerben 2011 und 2012 und zweite Preise bei den Bundeswettbewerben 2009 und 2012 in der Solowertung Fagott. Noch vor dem Abitur wurde sie als Jungstudentin in die Klasse von Prof. Georg Klütsch an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln aufgenommen, bei dem sie bis bis 2017 studierte.
2016/17 war sie für ein Semester Erasmus-Stipendiatin am Conservatoire National Supérieur de Paris bei Prof. Laurent Lefèvre. Seit 2017 studiert sie bei Prof. Bram van Sambeek in Köln. Weitere Impulse kamen auf Meisterkursen von Prof. Dag Jensen, Prof. Tobias Pelkner, Prof. Bence Bogányi und Prof. Nikolaus Maler.
Solistische Auftritte, u. a. mit Konzerten von Weber, Danzi, Melles (Uraufführung), Vivaldi und Ritter führten sie in die Tonhalle Düsseldorf, in das Zeughaus in Neuss, die Immanuelskirche in Wuppertal und die Beurs van Berlage in Amsterdam. Sie wirkte in zahlreichen Kammermusikformationen mit, wie dem Ensemble „Studio musikFabrik“, welches sich zeitgenössischer Musik widmet. 2016 erhielt sie mit ihrem Trio d‘anches ein Stipendium der Yehudi Menuhin-Stiftung „Live Music Now“, so treten sie in selbstmoderierten Konzerten auf.
Leah war Fagottistin im Jugendsinfonieorchester der Tonhalle Düsseldorf, im Landesjugendorchester NRW und im von Thomas Hengelbrock gegründeten und geleiteten europäisch-kubanischen CuE-Orchester, mit dem sie beim Rheingau Musik Festival und „Young Euro Classic” in Berlin konzertierte. Sie spielte in der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musikfestivals 2016 unter den Dirigenten Vladimir Jurowski, Jukka-Pekka Saraste und Christoph Eschenbach. Seit Mai 2017 ist sie Akademistin der Düsseldorfer Symphoniker.


Neusser Kammerorchester

… wurde 1957 von Prof. Dr. Wilhelm Schepping. Ziel der Orchesterarbeit war seit Beginn, besonders talentierte junge Instrumentalisten durch anspruchsvolle Orchester-, Kammermusik- und Soloerfahrungen möglichst intensiv zu fördern. Die Reihe „Konzerte Junger Neusser Künstler“, die jeweils 11 im Winterkonzert fortgesetzt wird, wurde bereits 1965 begonnen. Nach 30 Jahren unter dem Dirigat von Wilhelm Schepping mit Konzertauftritten in Deutschland, Belgien, Frankreich, Polen, Spanien, Kenia und Sambia, mehreren Rundfunk- und später auch Fernsehaufzeichnungen, sowie zwei internationalen ersten Preisen, übernahm Karl Kühling 1988 die Leitung des Orchesters. Unter seinem Dirigat wurde das Neusser Kammerorchester 1991 Landessieger des NRW-Orchesterwettbewerbs in Bielefeld und errang beim anschließenden dritten deutschen Orchesterwettbewerb den zweiten Platz. Ab 1995 unternahm Karl Kühling mit dem Orchester Konzertreisen nach Spanien, Griechenland, Belgien und Luxemburg.
1999 begann Joachim Neugart, Münsterkantor am Quirinusmünster Neuss die Zusammenarbeit mit dem NKO. An der Musikhochschule Saarbrücken zum Kirchenmusiker ausgebildet und als Organist preisgekrönt, war Neugart neben seinem Kantorenamt sechs Jahre lang als Dozent für Chorleitung und Leiter des Hochschulchores am Gregoriushaus Aachen tätig. Wie erfolgreich er die inzwischen mehr als 60-jährige Tradition des Neusser Kammerorchesters weiterführt, belegen nicht nur zahlreiche Orchesterkonzerte, sondern auch diverse in Kooperation mit dem Neusser Münsterchor durchgeführte oratorische Aufführungen und mehrere CD-Einspielungen.
Konzertreisen unter Joachim Neugart führten das Orchester nach St. Paul (USA) und im Rahmen des Deutschlandjahres in Japan 2005 nach Tokio, Hamamatsu und Kyoto. 2007 fand die zweite USA-Tournee statt, bei der das Orchester neben der Neusser Partnerstadt St. Paul diesmal auch Denver, Boulder und Breckenridge besuchte. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums fand im Mai 2007 im Zeughaus Neuss eine Jubiläumsmatinee statt, bei der das Orchester, verstärkt durch ehemalige Mitspieler der vergangenen fünf Jahrzehnte, in drei unterschiedlichen Besetzungen und mit allen seinen drei bisherigen Dirigenten auftrat. Es folgten in den letzten Jahren zahlreiche weitere Konzerte und Konzertreisen ins In- und Ausland. Zuletzt begleitete das NKO die Delegation der Stadt Neuss zum Hansefest 2019 in Pskow/Russland.


Joachim Neugart

Joachim Neugart wurde 1960 geboren. Nach Studien an der Kirchenmusikschule Speyer und an der Musikhochschule des Saarlandes ist er seit 1988 als Münsterkantor am Quirinusmünster Neuss für die Kirchenmusik zuständig. Hier obliegt ihm die Leitung der Chöre an dieser traditionsreichen romanischen Basilika (Münsterchor, Kammerchor Capella Quirina). Von 1989-1996 war er außerdem Dirigent des Moerser Kammerchores. Von 1994 bis 2001 hatte er einen Lehrauftrag für Dirigieren an der Kirchenmusikschule St. Gregorius-Haus in Aachen. Unter seiner Leitung gab der Kammerchor der Kirchenmusikschule vielbeachtete Konzerte im Rheinland und unternahm Konzertreisen nach Österreich, Tschechien und Ungarn. Gastdirigate führten ihn u. a. zur „Choral Arts Society“ nach Tokyo. Seit 1999 ist er Dirigent des Neusser Kammerorchesters und seit 2002 Dirigent des Schönhausenchores Krefeld. Darüber hinaus wirkte er von 2003 - 2006 als Lehrbeauftragter für Chorleitung an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Chorleiterkurse in Deutschland und Japan sowie CD-Einspielungen als Dirigent und Organist geben darüber hinaus Zeugnis von Joachim Neugarts vielseitiger musikalischer Tätigkeit.