Spielstätte Sinngewimmel

Die von den Pianisten Nare Karoyan und Florian Noack gegründete neue Spielstätte für Musik, Kunst und Literatur unter dem Namen „Sinngewimmel“ befindet sich in den Räumen der früheren Franz Liszt-Akademie in Bergisch-Gladbach Refrath.
Hier spielten am 29. März 2021 Alevtina Bemert und Vassily Lobanov in einem kleinen Privatkonzert Mozart 4-händig.



KV 497, Klavier-Sonate zu 4 Händen F-Dur
Solisten: Alevtina Bemert, Vassily Lobanov (Klavier)
Aufnahme am 29. März 2021 in der Spielstätte Sinngewimmel, Bergisch Gladbach

KV 497, Klavier-Sonate zu 4 Händen F-Dur
KV 497, Klavier-Sonate zu 4 Händen F-Dur, Adagio - Allegro di molto
KV 497, Klavier-Sonate zu 4 Händen F-Dur, Andante
KV 497, Klavier-Sonate zu 4 Händen F-Dur, Allegro

KV 497 Bergisch Gladbach, Spielstätte Sinngewimmel

Mozart war anscheinend der erste Komponist, der mit dem Komponieren von Werken für vier Hände begann. Vielleicht liegt das daran, dass Mozart viel unterrichtete und mit seinen Schülern 4-händig gespielt hat. Darüber hinaus verbreitete sich zu Mozarts Lebzeiten ein relativ neues Musikinstrument, das Klavier, immer mehr und eröffnete viele neue Möglichkeiten (vor allem im Bereich der Dynamik).
Die Sonate KV 497 ist mit Abstand das bedeutendste Werk Mozarts in diesem Genre. In Tiefe, Erfindungsreichtum und genialem Einfallsreichtum kann es mit seinen Symphonien verglichen werden. Es genügt, auf die grandiose und ausdrucksstarke Einführung von Adagio hinzuweisen - eine Seltenheit für Klaviersonaten. Der nächste Allegro Molto würdigt Haydn mit Verspieltheit und lässt Beethoven mit seiner Energie ahnen. Im zweiten, langsamen Satz führt Mozart ein virtuoses polyphones Element ein, das ebenfalls ungewöhnlich ist (und später beispielsweise in Klavierkonzerten von Tschaikowsky und Rachmaninow verwendet wird). Das Hauptthema des 3. Teils (Finale) ist auffällig. Die Musik spielt Witze mit unseren Ohren. Auf den ersten Blick scheint es "normale" 8 Takte zu haben (?) Ah, nein, es stellt sich heraus, 10 (??) oder 9 ½ (???). In diesem letzten Teil gibt es 3 weitere Themen: das unglaublich ausdrucksstark polyphon (wie Auszüge nicht geschrieben 4-stimmige Fuge), ein einfacher Tanz (wie eine Erinnerung an den 1. Satz) und ein dramatisch, mit hochfliegenden Skalen.
Man kann sagen, dass die Sonate mit luftigen, scharf angespitzten Buntstiften geschrieben ist, die ist wie eine Oper mit zahlreichen und sehr unterschiedlichen Charakteren. Wie viele Farben! Und wie viele Tiefen!

Text: Prof. Vassily Lobanov

Alevtina Bemert

Alevtina Bemert ist in Russland geboren. Dort besuchte sie die Musikschule. 2001 übersiedelte sie nach Deutschland, wo sie später ihr Klavierstudium bei Prof. Vassily Lobanov fortgesetz hatte. 2016 erhielt sie ein künstlerisches Klavier-Diplom mit einer Auszeichnung bei Trinity College London. In dem selben Jahr gewann A. Bemert den 1. Preis beim Klavierwettbewerb in Sofia.
Seit schon über 10 Jahren unterrichtet sie Klavier, u.a. an der Musikschule “Emotio” (Köln). Viele ihrer Schüler haben die Preise bei Klavierwettbewerben wie z.B. Westfälischer van Bremen Klavierwettbewerb, Crescendo (New York) und "Jugend Musizier" gewonnen.
2008 spielte Alevtina Bemert in der Aula der Kölner Musikhochschule die Uraufführung des Klavierzyklus "6 Kurze Geschichten" von Vassily Lobanov.

www.youtube.com/watch?v=DqBy6APUIPU


Prof. Vassily Lobanov

Vassily Lobanov ist in Moskau geboren. Dort besuchte er zunächst die Zentralmusikschule und wurde dann als Schüler bereits zum Studium am Tchaikovsky-Konservatorium zugelassen (Klavierunterricht bei Heinrich Neuhaus und Lev Naumov, Kompositions- und Theorie-Unterricht bei Sergej Balassanjan und Alfred Schnittke). Neben weiteren Studien schloß sich eine enge musikalische Zusammenarbeit mit Svjatoslav Richter an.
Alfred Schnittke über Lobanov: „Es gibt begabte Komponisten, es gibt begabte Pianisten, aber selten findet man solch eine Kongenialität dieser Begabungen wie bei Vassily Lobanov ...“
Lobanov’s Konzerttätigkeit begann im Jahre 1966. Seit 1978 durfte er im Ausland auftreten und konzertierte danach in beinahe allen europäischen Musikmetropolien, in USA, Japan und Südamerika.
Er hat an zahlreichen internationalen Musikfestivals teilgenommen, u.a. Berliner Festwochen, Schleswig-Holstein-Festival, Lockenhaus, Wiener Festwochen, Luzern, Kuhmo, Santa Fe, Mondsee, Tour, Casals Festival, Kreuth, St.-Nazaire.
1978-1990 war Lobanov Mitglied des Klaviertrios mit Oleg Kagan und Natalia Gutman, 1982-1984 Mitglied des Klavierduos mit Svjatoslav Richter. Außerdem, als Kammermusiker, spielte er mit solch renomierten Künstlern wie Leonidas Kavakos, Viktor Tretiakov, Juri Bashmet, Eduard Brunner, Kolja Blacher, Charles Neidich, Kim Kashkashian, und vielen anderen.
Lobanov leitete Meisterkurse für Klavier, Kammermusik und Komposition in Rußland, Deutschland, Österreich, Polen, Japan, Chile, Finnland. 1997-2005 war er Gastprofessor an der Sommerakademie Mozarteum, Salzburg. Er hat Rundfunkaufnahmen für Radio Moskau, Radio France, BBC London, RAI Rom, Sender Freies Berlin, HR Frankfurt, SR Saarbrücken und andere gemacht; Schallplattenaufnahmen sind bei Philips, Ondine, Classics Live, Tudor, Chant du Monde, Melodia u.a. erhältlich. Seit 1990 lebt Lobanov in Deutschland. 1997-2001 war er der Gründer und der künstlerische Leiter des Festivals „Osnabrücker Kammermusiktage“. 1997-2012 war Lobanov Professor für Klavier an der Musikhochschule Köln.