Hamm

Auf dem Programm standen neben der Sinfonie Nr. 2 B-Dur KV 17 die Kirchenkompositionen Krönungsmesse C-Dur KV 317, die Motette „Exsultate, jubilate“ KV 165 und das „Te Deum“ KV 141. Ausführende waren Rebecca Engel, Sopran, Annika van Dyk, Alt, Cristian Ramirez, Tenor, und Lars Conrad, Bass, sowie das Orchester der Pauluskirche unter der Leitung von Kreiskantor Heiko Ittig.



KV 317, Messe `Coronation' C-Dur (Krönungsmesse)
Orchester: Orchester der Pauluskantorei
Solisten: Rebecca Engel (Sopran), Annika van Dyk (Alt), Cristian Ramirez (Tenor), Lars Conrad (Bass)
Leitung: Heiko Ittig
Aufnahme am 4. Juni 2023 in der ev. Pauluskirche, Hamm

KV 317, Messe `Coronation' C-Dur
KV 317, Messe `Coronation' C-Dur, Kyrie
KV 317, Messe `Coronation' C-Dur, Gloria
KV 317, Messe `Coronation' C-Dur, Credo
KV 317, Messe `Coronation' C-Dur, Sanctus
KV 317, Messe `Coronation' C-Dur, Benedictus
KV 317, Messe `Coronation' C-Dur, Agnus Dei

KV 317 ev. Pauluskirche Hamm

Die C-Dur-Messe KV 317 entstand in den ersten Monaten des Jahres 1779 in Salzburg. Die autographe Partitur wurde am Beginn des Kyrie von Mozart eigenhändig mit »li 23 marzo 1779« datiert. Dies dürfte das Datum der Vollendung der Komposition sein. Der Anlass zur Entstehung des Werkes hängt sicher mit Mozarts neuem Amt als Hoforganist zusammen, zu dem er am 17. Januar 1779 dekretiert worden war und das ihn zur Komposition von Kirchenwerken verpflichtete. Aus dem Kompositionsdatum der Messe darf man wohl schließen, dass der Zyklus für eine Festaufführung zu einem der beiden Osterfeiertage am 4. oder 5. April 1779 im Salzburger Dom bestimmt war. Mit der großen und reich instrumentierten Komposition, zu der Mozart als Komplettierung offensichtlich noch die Epistelsonate KV 329 (mit konzertierender Orgel) verfasste, wollte er bei dem Salzburger Hof sicherlich seine Qualifikation für das neue Amt unter Beweis stellen.
Nach Überzeugung des Salzburger Mozarteums-Archivar Johann Evangelist Engl soll sie aus Anlass einer Erinnerungsfeier an die Krönung des Gnadenbildes der Wallfahrtskirche Maria Plain im Bundesland Salzburg komponiert worden sein. Die Familie Mozart hatte zwar tatsächlich eine gewisse Bindung an diesen vor den Toren Salzburgs gelegenen Wallfahrtsort, ein Zusammenhang mit der von Mozart im März 1779 komponierten Messe und irgendwelchen Festanlässen in der Marienbasilika besteht jedoch nicht.
1963 vermochte Karl Pfannhauser (1911-1984) überzeugend nachzuweisen, was es mit dem Namen »Krönungsmesse« auf sich hat. Demnach gehörte die Messe KV 317 (wie auch die Messe KV 337) aller Wahrscheinlichkeit nach zu denjenigen Kompositionen, die bei einer der Krönungsfeierlichkeiten in Prag aufgeführt wurden, entweder bereits Ende August/Anfang September 1791 für Leopold II. und dessen Gemahlin Maria Louise oder aber, und dies mit ziemlicher Sicherheit, zwei Jahre später nach dem plötzlichen Tod Leopolds II. für dessen Nachfolger Franz II., dessen Krönung in Prag am 9. und 11. August 1792 erfolgte.
Andere Herausgeber widersprechen dieser These und bezeichnen diesen »Ehrentitel zwar historisch irreführend (Mozart selbst hat sie nämlich weder für eine Krönung geschrieben, noch nach derzeitigem Kenntnisstand bei einer solchen aufgeführt), doch besagt er viel über die Rolle, die dieser Messe in der Rezeptionsgeschichte der Kirchenmusik Wolfgang Amadeus Mozarts zukommt.«
Charakteristisch für diese aus sechs Teilen bestehende Messe sind ihre sinfonischen Elemente und die klare Trennung von Solo- und Chorstimmen. Durch ihre musikalische Aussagekraft überragt sie alle anderen Salzburger Messen.
Schon im knappen, ouvertürenhaften Kyrie mag der unvermittelte Übergang vom festlich geprägten Duktus des Eröffnungschores zur lyrisch-empfindsamen Melodik der Solostimmen den Hauptgrund für die allgemein verständliche Sprache des Werkes zu liefern. Der Ruf »Christe eleison« taucht nur kurz auf, aber musikalisch bedeutsam unterstrichen durch den Wechsel von Dur auf Moll. Bereits nach zwei Takten übernimmt die heitere Melodie des Kyrie wieder die Hauptstimmführung.
Im Gloria, durchgehend im 3/4-Takt gehalten, beginnt bei »Quoniam« eine ebenfalls durch Vokaleinbau verdichtete musikalische Reprise des Satzbeginns, bei der die Worte »Jesu Christe« die ursprünglich zu »bonae voluntatis« gehörende Musik erhalten: Der jubelnd aufstrebende Duktus reißt plötzlich ab, und nach einer Generalpause beginnt mit einem absteigenden verminderten Dreiklang der Frauenstimmen in breiten Notenwerten eine melodische Abwärtsbewegung, deren Charakter des unvermittelten Innehaltens durch starke Rück- nahme der Dynamik und der Motorik maßgeblich verstärkt wird.
Im dreiteilig mit modifizierter Reprise angelegten Credo prägen durchgehende Sechzehntel-Figurationen der Violinen den überaus rasanten Duktus der „Allegro di molto"" überschriebenen Rahmenteile; das hohe Tempo gerinnt, abgesehen vom Adagio-Mittelteil »Et in carnatus est«, nur kurzzeitig (bei »Et in unum dominum« respektive »Cum gloria judicare«) über einem in Achteln repetierten Orgelpunkt E, der eine äußerst spannungsreich harmonisierte absteigene Diskantmelodik trägt.
Das rein chorisch besetzte Sanctus erweist sich mit seiner Tempobe- zeichnung und dem punktierten Rhythmus als dem Kyrie eng verwandt. Dazu kontrastiert das gelöst heitere Soloquartett im Benedictus. Erst zum jubelnden »Hosanna«, das musikalisch an das Sanctus anschliesst, treten der Chor und Instrumente wie Trompete und Pauke erneut hinzu.
Das Agnus Dei beginnt in F-Dur als Sopran-Solo, dessen Thema die Arie der Gräfin (»Dove sono«) in Die Hochzeit des Figaro vorweg- nimmt. An die Sopran-Arie schliesst sich das »Dona nobis pacem« in C-Dur, eine Reminiszenz an den lyrischen Kyrie-Mittelteil, an.
Mozarts 1769 in Salzburg komponierte Te Deum ist fast Takt für Takt einem Te Deum von Michael Haydn nachgebildet, übertrifft es jedoch in der Gestaltung von Harmonik und Rhythmik. Die homophone Deklamation folgt der Prosodie des Hymnus Ambrosianus. Das Werk endet mit einer Doppelfuge. Das Te Deum war in früheren Zeiten ein wichtiger Bestandteil der katholischen Liturgie, diente v.a. als Danksagung bei allen möglichen Haupt- und Staatsakten, gewonnenen Schlachten, Krönungen und dergleichen Anlässen heute wird es kaum noch gebetet. Mozarts Te Deum, zum festlichen Anlass - den wir nicht kennen - mit Pauken und Trompeten instrumentiert, ist vergleichsweise kurz, es steht in der Jubeltonart C-Dur und besteht aus vier unterschiedlich langen Sätzen. Der erste Satz bewältigt den größten Teil des Textes, das langsame, innige Adagio Tu ergo quaesumus dauert nur wenige Takte, es folgt ein rasches, tänzerisches Aeternum fac im 3/4-Takt, bevor eine Fuge über die zentrale Aussage In te, Domine, speravi - non confundar in aeternum in einen monumentalen Schluß führt.


Rebecca Engel

Rebecca Engel studierte an der Douglas Academy of Dramatic Art Ltd. in London Schauspiel und schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab. Neben Engagements an verschiedenen Theatern als Schauspielerin folgte 2007 das Gesangsstudium bei Heide Blanke-Roeser. Meisterkurse bei Prof. Klesie Kelly und Neil Semer vertieften die Ausbildung. Ihre Konzerttätigkeit begann Rebecca Engel noch als Sopran mit Bruckners „Te Deum“ im Mariendom in Kevelaer und Mozart’s „Vesperae solennes de Confessore“ in Oberhausen. Weitere kirchliche Konzerte umfassen unter Anderem Mozart’s c-Moll-Messe (Sopran 2), jährliche Bachkantaten, Haydn’s kleine Orgelmesse und César Franck’s „Die sieben Worte Jesu am Kreuz“.


Annika van Dyk

Annika van Dyk studierte an der Folkwang Hochschule in Essen und der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt Operngesang. Sie gewann den ersten Preis im internationalen Gesangswettbewerb der Schlossoper Haldenstein in der Schweiz und war Stipendiatin der Yehudi Menuhin Stiftung "Live Music Now". Neben ihrer regen Konzerttätigkeit wurde sie mehrfach als Solistin an das Theater Aachen verpflichtet.


Cristian Ramirez

Der in Kolumbien geborene, junge Tenor Cristian Santiago Caicedo Ramirez begann seine klassische Ausbildung an der Robert Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf, wo er 2 Jahre lang in der Klasse von Prof. Ludwig Grabmeier studierte. Schon von Anfang an erkannte man sein großes stimm- und musikalisches Potenzial, so dass er 2016 und 2017 ein Stipendium vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) bekam.
Zum Wintersemester 2017 wechselte er seinen Studienort nach Münster, wo er bis Sommersemester 2022 an der Musikhochschule bei Thomas Mayr studierte. Seitdem setzt er seine stimmliche Ausbildung bei Ludger Breimann fort.
2018 gewann er den 1. Preis des Fördervereins der Musikhochschule innerhalb des Gesang-Wettbewerbs „Stimme plus“. Ein ProTalent-Stipendium der WWU Münster im Rahmen des Deutschlandstipendiums erhielt er von 2018 bis 2021. Seit 2021 erhält er ein Stipendium von der Stiftung für Musik und Gesang – Surmund-Tremmel-Stiftung.
Zu seinen öffentlichen Solo-Auftritte gehören zahlreiche Liederabende und Konzerte in Deutschland, so wie auf internationaler Ebene in Mexiko, Kolumbien, Österreich und der Schweiz.


Lars Conrad

Lars Conrad steht als vielseitig interessierter Künstler sowohl auf Opern - wie Konzertbühnen und hat sich in seiner jungen Karriere bereits ein großes Repertoire erarbeitet und sich einen Namen durch seine feinsinnigen und einfühlsamen Interpretationen gemacht. Bereits während der Schulzeit begann er ein Jungstudium an der HfM Detmold bei Markus Köhler, wechselte nach dem Abitur an die HMT Leipzig zu Berthold Schmid und studierte außerdem an der Guildhall School of Music and Drama bei Rudolf Piernay. Die Zeit in London prägte ihn sehr. Er wurde 2018 beim Internationalen Helmut-Deutsch Liedwettbewerb Wien mit einem Preis ausgezeichnet. 2022 gewann er mit seinem Duopartner Daniel Prinz ein Stipendium beim Deutschen Musikwettbewerb und wurde in die Konzertförderung des Deutschen Musikwettbewerbes aufgenommen. Lars Conrad ist auch als Konzertsänger gefragt. Sein Repertoire reicht von Schütz bis zur Moderne. Seinen Schwerpunkt stellt das Werk Johann Sebastian Bachs dar. Gemeinsam mit dem Barockensemble Marsyas entwickelte Lars das Kinderkonzert ""Von Rittern und Windmühlen"", welches 2021 in Schwetzingen Premiere hatte.


Heiko Ittig

Heiko Ittig studierte an der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen und absolvierte dort das B- und das A-Examen. Bereits während des Studiums war er in verschiedenen Kirchengemeinden Ostwestfalens als Kirchenmusiker tätig und belegte Meisterkurse in Chorleitung und Orgelspiel, u.a. bei Hermann Max, Stefan PD Runge, Wolfgang Zerer, Jon Laukvik und Ludger Lohmann. Nachdem er 1998 in Köln-Deutz als hauptberuflicher Kirchenmusiker zusätzlich 2003 zum Kreiskantor des Kirchenkreises Köln-Mitte ernannt wurde, ist er in Hamm, nach einer Tätigkeit als Kantor in Rheda-Wiedenbrück nunmehr wieder als Kreiskantor, jetzt im Kirchenkreis Hamm tätig. Heiko Ittig kann auf eine umfangreiche Konzerttätigkeit als Organist und Dirigent im Inland zurückblicken. Im Jahre 2011 wurde er mit dem „Emil-Löhnberg-Kulturförderpreis“ der Stadt Hamm ausgezeichnet.