Stadthalle Langenfeld

Roman Salyutov brachte mit den Musikern des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Mozart und Brahms in die Langenfelder Stadthalle. Beispiele für die Gegensätzlichkeit der Wiener Klassik (Mozart) und der Spätromantik (Brahms) konnten so an diesem Abend erlebt werden.



KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur
Orchester: Sinfonieorchester Bergisch Gladbach e.V.
Solisten: Hannah Müller (Violine)
Leitung: Dr. Roman Salyutov
Aufnahme am 16. Mai 2015 in der Stadthalle Langenfeld (Rhld.)

KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur
KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur, Allegro assai
KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur, Andante
KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur, Allegro
KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur, Andante
KV 203, Serenade Nr.4 D-Dur, Prestissimo


KV 218, Violinkonzert Nr.4 D-Dur
Orchester: Sinfonieorchester Bergisch Gladbach e.V.
Solisten: Hannah Müller (Violine)
Leitung: Dr. Roman Salyutov
Aufnahme am 16. Mai 2015 in der Stadthalle Langenfeld (Rhld.)

KV 218, Violinkonzert Nr.4 D-Dur
KV 218, Violinkonzert Nr.4 D-Dur, Allegro
KV 218, Violinkonzert Nr.4 D-Dur, Andante cantabile
KV 218, Violinkonzert Nr.4 D-Dur, Andante grazioso

KV 203 Stadthalle Langenfeld

Die Serenade D-Dur wurde von Mozart 1774 für Zeremonien an der Salzburger Universität komponiert und nach dem damaligen Erzbischof Salzburgs, Hieronymus Graf Colloredo genannt, an dessen Hofkapelle der Komponist eine Anstellung als Konzertmeister hatte.
Kern der Serenade bilden fünf Sätze, die nach dem charakterlichen Kontrastprinzip gestaltet sind und denen eine Einleitung mäßiger Bewegung vorauskommt. Optional können noch einzelne Menuetti zwischen den Sätzen eingebaut werden, die aber keine entwicklungsmäßige Rolle spielen und somit in der Konzertfassung überflüssig sind.
Nach der Einleitung, die etwas feierlich, aber auch gesangsvoll und zart klingt, bricht sofort die unaufhaltbare Energie des ersten Satzes „Allegro assai“ mit den präzisen, rhythmisch markierten Wendungen des Hauptthemas im hohen Register, die eine Art Eröffnungsfeuerwerk darstellen. Im Seitenthema dagegen herrscht Leichtigkeit und Eleganz, aber keine Seriosität – alles ist hier voll von Humor und Freude.
Im zweiten Satz „Andante“ meldet sich eine ausdrucksvolle Solo-Stimme zu Wort – die Solo-Violine – und gestaltet in Klängen eine warmherzige lyrische Aussage, die sich mal dominierend, aber mal auch im Dialog mit anderen Instrumenten entfaltet.
Das Maskenspiel geht weiter: In derselben Tonart wie das vorherige Andante ertönt in rascher Bewegung der dritte Satz „Allegro“, in dem die Solo-Violine wieder zum Einsatz kommt und die obere Kante des Orchesterklangs bestimmt. Da war es etwas lyrisch, aber jetzt kein Platz für die Nachdenklichkeit mehr – das vor Emotionen sprühende Leben ruft!
Zum wahren lyrischen Zentrum wird der vierte Satz „Andante“ in G-Dur – ein schönes Duo, in dem die mit Dämpfer zärtlich und gesangsvolle spielende erste Violinen mit der klanglich schwebenden ersten Oboe harmonisch sprechen. Himmlische Ruhe und höchste seelische Zufriedenheit lassen sich in diesen Klängen erleben.
Im letzten Satz „Prestissimo“ zeichnet sich der Weg vom Persönlichen (der vierte Satz) wieder ins Allgemeine: Fanfaren, in allen Stimmen mächtig erklingend, schildern ein karnevalistisches Bild, eine feierliche Prozession, die die Serenade im solch freudigen und brillanten Ton krönen.


KV 218 Stadthalle Langenfeld

Innerhalb nur von ein paar Jahren (1773-1775) sind Mozarts alle fünf Violinkonzerte entstanden, von denen das Konzert No. 4 zu den schönsten Kompositionen seiner Gattung gehört.
Der Komponist, der bekanntlich auch ein beeindruckender Geigenvirtuose war, verzichtet in diesem Werk aber auf den äußeren Ausdruck der Virtuosität und lässt zu jedem Zeitpunkt der Entfaltung der Komposition ein harmonisches Miteinander zwischen der Solo-Stimme und dem Orchesterpart genießen. In entschlossen klingenden Stellen wie auch in den leisesten und zärtlichsten Episoden ergänzen die Musiker einander und gehen gemeinsam durch alle Kontraste des Werkes.
Den ersten Satz eröffnen marschartige Fanfaren, wonach die Musik beinahe jeden Augenblick ihren Charakter wechselt – innerhalb von wenigen Tönen erfolgen wunderbare und überraschende Änderungen und Gegenüberstellungen von Intonationen diverser Stimmung. Lebendig, leicht, schwebend, zwischendurch mit etwas dramatischen Nuancen, aber eigentlich immer sehr hell und weltoffen.
Im zweiten Satz – einer innigen Aussage – konzentriert sich die lyrische Sphäre des Werkes. „Ein Geständnis der Liebe“ – mit diesem poetischen Ausdruck hat der deutsch-amerikanische Musikwissenschaftler diese Musik charakterisiert. Da endet die verbale Beschreibung – und die Gefühle fangen an, das Unaussprechliche zu vermitteln.
Das abschließende Rondo bereitet eine interessante Überraschung: Es trägt deutlich hervortretende tänzerische Züge und ist ganz nach dem Kontrastprinzip aufgebaut. Langsamere Passagen wechseln sich mit schwungvollen und eleganten lebendigen Sequenzen, und in dieser vielfältigen Bewegung lässt sich die innere Zufriedenheit besonders gut spüren. Dramatische Entwicklung und Kollisionen erscheinen hier gar nicht mehr wichtig – was soll das alles für eine Bedeutung angesichts der schönen, in und für sich absolut ausreichenden Harmonie haben? ....


Hannah Müller

Die 1990 in Bergisch Gladbach geborene Violinistin Hannah Müller erhielt ihren ersten Geigenunterricht mit 5 Jahren, studierte bei mehreren namhaften Pädagogen und vervollkommnet zurzeit ihr Können zurzeit an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe und hat ein Repertoire, das von Barock bis Moderne reicht sowie Werke verschiedenster Stils – von Klassik bis Klezmer – einschließt. So trat sie z. B. mit ihrer Klezmerband in Israel beim internationalen Klezmerfestival in Safed mit namenhaften Klezmergrößen auf und nahm Unterricht bei Giora Feidman. Ihre Konzertengagements führen sie in verschiedene europäische Städte und umfassen Auftritte solo und in Kammermusik-Ensembles. Auch bei Dirigenten genießt sie als Solistin einen hervorragenden Ruf.


Sinfonieorchester Bergisch Gladbach

Das Sinfonieorchester Bergisch Gladbach ist das größte Orchester des Rheinisch-Bergischen Kreises und die musikalische Visitenkarte der Kreisstadt Bergisch Gladbach. Es verbindet passionierte Musikliebhaber und Berufsmusiker und hat sich unter Leitung von Roman Salyutov zu einem der führenden Musikvereine dieser Art entwickelt.
Sinfonische Konzerte und Opernproduktionen, Zusammenarbeit mit renommierten Solisten aus verschiedenen Ländern, sowie die Förderung junger Nachwuchstalente verschiedener Fächer prägen das Leben des Orchesters. Dieses Jahr feiert das Sinfonieorchester sein 50. Jubiläum. Neben dem anstehenden Debüt in der Tonhalle Düsseldorf ist diese Opernproduktion ein besonderer Höhepunkt im Jubiläumsjahr.

www.sinfonieorchester-bg.de

Roman Salyutov

Roman Salyutov, geboren 1984 in Leningrad, hat sich zugleich als Konzertpianist, Dirigent und Musikwissenschaftler (Dr. Phil.) profiliert.
Seine Auftritte führen ihn neben Deutschland auch in die Schweiz, USA, nach Israel, Österreich, Polen, Litauen, Ungarn, Japan, Australien und Neuseeland. Auch für Meisterkurse und musikwissenschaftliche Vorträge wird er eingeladen. Seit 2017 ist er Professor der Internationalen Klavier-Meisterkurse der Franz-Liszt- Gesellschaft in Breslau, Polen. Roman Salyutov ist Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Initiator vieler Kulturprojekte wie beispielsweise jährliche Internationale Kulturtage und das Jugendkulturfestival in Bergisch Gladbach, das erste Deutsch- Israelische Orchester Jachad Chamber Orchestra und die Produktion von Don Giovanni in Bergisch Gladbach. Er setzt sich aktiv für die Intensivierung des internationalen Kulturaustausches ein und ist darüber hinaus 1. Vorsitzender des Musik- und KulturFestival GL e.V.