KV 551, Symphonie Nr. 41 C-Dur (Jupitersinfonie)
Orchester: Orchesterakademie an St. Barbara Langenfeld
Solisten: Elisa Rabanus (Sopran), Angela Froemer (Alt), Bruno Michalke (Tenor), Matthias Sprekelmeyer (Bass)
Leitung: Carsten Wüster
Aufnahme in der Kirche St. Barbara Langenfeld-Reusrath am 11.11.2007
KV 551, Symphonie Nr. 41 C-Dur
KV 551, Symphonie Nr. 41 C-Dur, Allegro vivace
KV 551, Symphonie Nr. 41 C-Dur, Andante cantabile
KV 551, Symphonie Nr. 41 C-Dur, Menuetto_Allegretto
KV 551, Symphonie Nr. 41 C-Dur, Molto allegro

KV 551 Konzerthaus Karlsruhe

Zu Mozarts umfangreichem Schaffen gehören 41 Symphonien - mindestens, denn eine genaue Zählung ist aufgrund von Überschneidungen mit anderen Werkgattungen nicht einfach. Die meisten Symphonien stammen aus der Zeit, als sich Mozart in Diensten des Salzburger Erzbischofs befand. Als freischaffender Musiker in Wien konzentrierte er sich dagegen vor allem auf das Komponieren von Klavierkonzerten, und so schrieb er zwischen 1782 und 1786 lediglich drei Symphonien, die unter den Beinamen „Haffner“, „Linzer“ und „Prager“ bekannt und berühmt geworden sind. Die letzten drei Symphonien Nr. 39 bis 41 entstanden schließlich im Sommer 1788 innerhalb von nur sechs Wochen direkt hintereinander als eine Art Triptychon - wobei bis heute ungeklärt ist, aus welchem Anlass sie geschrieben wurden, und ob sie zu Mozarts Lebzeiten überhaupt zur Aufführung gelangt sind. Da es normalerweise nicht Mozarts Art entsprach, Werke (noch dazu in derartigen Dimensionen) ohne Aussicht auf eine Aufführung zu komponieren, machte sich nach seinem Tod zunächst die romantische Vorstellung breit, er habe die Symphonien in hoffnungsloser Lage nur für sich selbst oder „für die Ewigkeit“ geschrieben. In der Tat befand sich Mozart zu jener Zeit in einer schweren Krise, die durch Geldsorgen und Depressionen gekennzeichnet war. Ende Juni 1788 schreibt er an seinen Freund Michael Puchberg: „Kommen Sie doch zu mir und besuchen Sie mich, ich bin immer zu Hause, – ich habe in den 10 Tagen daß ich hier wohne mehr gearbeitet als in anderen Logis in 2 Monat, und kämen mir nicht so oft schwarze Gedanken (die ich nur mit Gewalt ausschlagen muß) würde es mir noch besser von Statten gehen …“ In jüngerer Zeit geht man davon aus, dass die Werke entweder für eine später aus mangelndem Publikumsinteresse abgesagte Konzertreihe, eine beabsichtigte Veröffentlichung (es war damals üblich, mehrere Werke einer Gattung gemeinsam als ein Opus herauszugeben) oder eine geplante, aber letztlich nicht durchgeführte Englandreise konzipiert waren. Eine oder mehrere Aufführungen zu Mozarts Lebzeiten sind sehr wahrscheinlich, es kann aber nicht eindeutig nachgewiesen werden, wann und wo welche der drei Symphonien gespielt wurde. Jedenfalls gab Mozart ab 1788 keine öffentlichen Konzerte mehr in Wien.
Das letzte Werk dieses Triptychons, die „Jupiter“-Symphonie, wurde am 10. August 1788 vollendet und von Mozart unmittelbar nach der g-moll-Symphonie KV 550 in sein chronologisch angelegtes „Verzeichnüß aller meiner Werke“ eingetragen. Der Beiname stammt - wie auch die Namen seiner anderen populären Symphonien - nicht von ihm selbst. Wer ihn erfand, ist nicht eindeutig geklärt, es spricht allerdings vieles dafür, dass es ein findiger Konzertunternehmer war, der ihr nach Mozarts Tod den wohlklingenden und werbewirksamen Namen des römischen Hauptgottes gab (vielleicht war es der Londoner Konzertunternehmer Salomon, der auch Haydns Symphonien mit Namen versah). Für den englischen Musikwissenschaftler Donald Francis Tovey war dieser Titel, zusammen mit der in England für das 5. Klavierkonzert von Beethoven geläufigen Bezeichnung „Emperor“ und dem Begriff „Mondscheinsonate“, „eine der albernsten Beleidigungen, die ein großes Kunstwerk jemals erfahren hatte“. Ausdrücken sollte er wohl die Bedeutung, welcher der Symphonie bereits damals beigemessen wurde: Sie galt (und gilt bis heute) als Sinnbild höchster Formvollendung der symphonischen Klassik vor Beethoven, und ist darüber hinaus eines der Gipfelwerke der symphonischen Literatur überhaupt, weshalb man mit ihr durchaus „göttliche“ Begriffe wie „Würde“, „Erhabenheit“ und „Triumph“ assoziiert. Mozart blieb bei der Komposition voll in der seinerzeit geltenden Formensprache und brachte diese zu einer besonders meisterhaften Entwicklung, welche sich in einem vollendeten klassischen Ebenmaß der formalen Anlage sowie einer weisen, durchgeistigten Gestaltung der Materie widerspiegelt. Durch die Bezugnahme der Thematik aller Sätze auf das Haupt- und Fugenthema des Finalsatzes entsteht eine wunderbare Geschlossenheit bei gleichzeitig hochkomplexer Verarbeitung der verschiedenen Motive. Insbesondere die Coda des letzten Satzes wurde wiederholt Gegenstand musiktheoretischer Erörterungen, denn hier werden sämtliche fünf Haupt- und Nebenthemen gleichzeitig auf kunstvollste Weise kontrapunktisch verarbeitet, bevor das Werk in triumphalen, strahlenden C-Dur schließt.
Nach dieser Symphonie entstanden nur noch wenige bedeutende Werke, darunter das letzte Klavierkonzert Nr. 27, die Opern Così fan tutte und Die Zauberflöte, das Klarinettenkonzert und das unvollendet gebliebene Requiem. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass Mozart bereits 1788 seinen frühen Tod drei Jahre später vorausgeahnt hat, kann doch seine letzte Symphonie bereits zu seinem musikalischen Vermächtnis gezählt werden. Diese „göttliche“ Symphonie ist nur ein gutes Beispiel für die Inspiriertheit und Zeitlosigkeit von Mozarts Musik: Auch nach nunmehr 225 Jahren ist ihre Fähigkeit, den Hörer für sich einzunehmen ungebrochen.
Text: Manfred Aranowski

KV 551, Sinfonie Nr. 41 C-Dur (Jupiter Sinfonie)
Orchester: Oekumenische Philharmonie
Leitung: Frank Christian Aranowski
Live-Aufnahme am 19. Mai 2013 im Konzerthaus Karlsruhe
KV 551, Sinfonie Nr. 41 C-Dur
KV 551, Sinfonie Nr. 41 C-Dur, Allegro vivace
KV 551, Sinfonie Nr. 41 C-Dur, Andante cantabile
KV 551, Sinfonie Nr. 41 C-Dur, Menuetto: Allegretto
KV 551, Sinfonie Nr. 41 C-Dur, Molto Allegro