Ratssaal Bensberg

Die Veranstaltung stellte die Eröffnung der ersten Deutsch-Israelischen Kulturtage in Bergisch Gladbach dar. Das ist das zweite internationale Festival, das im Rahmen des 2017 mit Frankreich gestarteten neuen Länderprojekts durchgeführt wird. Dieses Jahr wird in Bergisch Gladbach dem Staat Israel, vor allem aufgrund seines 70. Gründungsjubiläums, gewidmet. In diesem Konzert spielte u. a. das von Roman Salyutov 2018 gegründete erste Deutsch-Israelische Orchester "Yachad Chamber Orchestra" sein deutsches Debut. Als Solistin für Mozarts Violinkonzert KV 211 wurde die junge israelische Solistin Hadar Rimon eingeladen.
Am Tag vorher haben Hadar Rimon und Roman Salyutov in der öffentlichen Generalprobe außerdem die Violinsonate KV 378 zu Gehör gebracht.



KV 378, Sonate für Klavier & Violine B-Dur
Orchester: Yachad Chamber Orchestra
Solistin: Hadar Rimon (Violine)
Leitung: Roman Salyutov
Aufnahme am 9. November 2018 in Bergisch Gladbach, Ratssaal Bensberg (öffentl. Probe)

KV 378, Sonate für Klavier & Violine B-Dur
KV 378, Sonate für Klavier & Violine B-Dur, Allegro moderato
KV 378, Sonate für Klavier & Violine B-Dur, Andantino sostenuto e cantabile
KV 378, Sonate für Klavier & Violine B-Dur, Allegro


KV 211, Violin-Konzert Nr. 2 D-Dur
Orchester: Yachad Chamber Orchestra
Solistin: Hadar Rimon (Violine)
Leitung: Roman Salyutov
Aufnahme am 10. November 2018 in Bergisch Gladbach, Ratssaal Bensberg

KV 211, Violin-Konzert Nr. 2 D-Dur
KV 211, Violin-Konzert Nr. 2 D-Dur, Allegro moderato
KV 211, Violin-Konzert Nr. 2 D-Dur, Andante
KV 211, Violin-Konzert Nr. 2 D-Dur, Allegro

KV 378 Ratssaal Bensberg

Die Sonate wurde 1779 in Salzburg komponiert und zwei Jahre später veröffentlicht. Der ausdrücklich lebensgewandte Charakter dieser Musik lässt keinen Schatten der Trauer aufkommen, sondern nur die Harmonie des Lebens genießen.
Der erste Satz – Allegro moderato – hat eine entwickelte polythematische Struktur, durch die die Grundstimmung der Sonate von verschiedenen Seiten erhellt wird. Mal ist es ruhig und sehr gesanglich, mal wird es aber durch glänzende Kaskaden von raschen Tonabfolgen schwungvoll. Die beiden Instrumente befinden sich in einem lebendigen, sich ständig und spannend entwickelnden Dialog: Die Stimmen ergänzen und manchmal auch widersprechen einander, spielen miteinander, werden am Anfang der Durchführung durch eine kurze Abweichung nach Moll gemeinsam etwas nachdenklich und freuen sich dann wieder.
Der zweite Satz – Andantino sostenuto e cantabile – klingt wie eine innige Romanze. Nicht eilig und sehr getragen fließt die Musik, Kontraste werden vermieden, und es herrscht eine ruhige, kontemplantiv-verklärte Stimmung.
Das finale Rondo – Allegro – sorgt für eine leichte Lebendigkeit, die man dann nicht nur im Refrain selbst, sondern auch in allen Episoden spüren kann. Darüber hinaus entsteht durch den ¾-Takt ein gewisser tänzerischer Charakter, der der Musik noch mehr Schwung und sorgenlose Stimmung verleiht. In der dritten Episode mit den dynamisch intensiv rasenden Triolen im 4/4-Takt erreicht die freudige Stimmung ihren höchsten Ausdruck – richtig ausgelassen und äußerst lebendig, wonach die Musik im letzten Refrain leicht und tänzerisch ausklingt.


KV 211 Ratssaal Bensberg

Der „jüngere Bruder“ des ebenso in D-Dur stehenden Violinkonzerts Nr. 4 KV 218 Mozarts, vollendet 1775 in Salzburg, wird heutzutage erstaunlich selten aufgeführt. Zu Unrecht, denn die Frische der kompositorischen Schöpfungskraft fasziniert nicht weniger als die in den deutlich berühmteren Konzerten Nr. 3 bis 5. Dank der leichten, kristallklaren und sogar teils immateriell wirkenden Orchestrierung wird der Solo-Violine eine tolle Möglichkeit gegeben, die volle Bandbreite der Ausdruckskraft zu verwenden, ohne dabei das Risiko einzugehen, vom Orchester gepresst oder übertönt zu werden. Alles schwebt quasi in der Luft, und man berührt nur selten den Boden.
Im ersten Satz Allegro moderato darf das Orchester eine Einleitung und ein paar traditionelle, formbedingte Zwischenspiele an den Grenzen einzelner Abschnitte gestalten, wobei die meiste Zeit einer emotional und klangfarbig fein nuancierten Solo-Stimme geschenkt ist. Sie schwebt entweder alleine über der ganzen Faktur, oder entwickelt ein ausdrucksvolles Gespräch meistens mit den ersten und zweiten Violinen im Orchester. Sogar mehrere technisch anspruchsvolle Läufe lassen den warmen gesanglichen Eindruck nicht verschwinden.
Der zweite Satz Andante wirkt wie eine ruhige, vor Wärme und Dankbarkeit strahlende Romanze. Das zarte, durchsichtige Klanggewebe des Orchesters begleitet die Solo-Violine in ihrem künstlerischen Flug in den friedlichen Höhen.
Der dritte Satz Allegro ist als Rondo konzipiert und bringt wieder mehr Lebendigkeit. Die gesangliche Natur der Solo-Violine wird hier durch einen leichten, tänzerischen Charakter bereichert. Sie kreist im freudigen, schwebenden Tanz, unterstützt von den sehr transparent komponierten Begleitstimmen des Orchesters.

Ein wunderbares, faszinierendes, künstlerisch viel bietendes Werk, das sicherlich deutlich mehr Aufmerksamkeit seitens von Interpreten verdient.


Hadar Rimon

Geboren in Tel-Aviv im Jahr 1986, begann Hadar Rimon mit ihrem Geigenunterricht im Alter von 5 Jahren unter Lena Mazor am Catherine Lewis Music Konservatorium. Sie setzte ihr Musikstudium an der „Buchmann-Mehta School of Musik“ bei der Universität Tel-Aviv University unter Irina Svetlova fort und absolvierte ihren Bachelor- und Masterabschluss mit Auszeichnung. Später schließ sie einen weiteren Bachelor und Master, ebenfalls mit Auszeichnung, an der Universität der Künste in Zürich bei Prof. Zakhar Bron ab und ist seitdem Mitglied der Zakhar Bron Akademie in Interlaken (Schweiz). Während ihres Studiums in der Schweiz unterrichtete Hadar Rimon Violine an der „Zakhar Bron Musikschule“ in Zürich.
Sie ist Preisträgerin vieler internationaler Wettbewerbe, gastiert regelmäßig auf verschiedenen Festivals und gibt Recitals und kammermusikalische Konzerte in Israel, Asien und Europa. Als Solistin trat sie mit Orchestern wie dem Israel Philharmonic Orchestra, Symphony Orchestra "Thelma Yellin" der „Buchmann-Mehta School of Music“, dem Haifa Symphony Orchestra, dem Bombay Chamber Orchestra, dem Dohnányi de Budafók Symphony Orchestra, dem Zakhar Bron Chamber Orchestra und anderen.
Zurzeit ist sie auch Konzertmeisterin des Haifa Symphony Orchestra und Gründungsmitglied und Solistin des ersten Deutsch-Israelischen Orchesters „Yachad Chamber Orchestra“.


Roman Salyutov

Roman Salyutov, geboren 1984 in Leningrad, hat sich zugleich als Konzertpianist, Dirigent und Musikwissenschaftler (Dr. Phil.) profiliert.
Seine Auftritte führen ihn neben Deutschland auch in die Schweiz, USA, nach Israel, Österreich, Polen, Litauen, Ungarn, Japan, Australien und Neuseeland. Auch für Meisterkurse und musikwissenschaftliche Vorträge wird er eingeladen. Seit 2017 ist er Professor der Internationalen Klavier-Meisterkurse der Franz-Liszt- Gesellschaft in Breslau, Polen. Roman Salyutov ist Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Initiator vieler Kulturprojekte wie beispielsweise jährliche Internationale Kulturtage und das Jugendkulturfestival in Bergisch Gladbach, das erste Deutsch- Israelische Orchester Jachad Chamber Orchestra und die Produktion von Don Giovanni in Bergisch Gladbach. Er setzt sich aktiv für die Intensivierung des internationalen Kulturaustausches ein und ist darüber hinaus 1. Vorsitzender des Musik- und KulturFestival GL e.V.