Kreuzkirche Chemnitz

Ein festliches Eröffnungskonzert mit Verleihung des Mozartpreises erklang am 12. Mai 2017 in der Kreuzkirche Chemnitz zum Auftakt des 26. Sächsischen Mozartfestes. Das Motto „Mozart und Böhmen“ wurde gleich im ersten Konzert des Festivals mit einem Programm rund um Mozarts Prager Erfolge umfassend beleuchtet und Mozarts Musik für „seine“ Prager vorgestellt.
Mit den sinfonischen Beiträgen und Arien war das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig befasst, das von dem tschechischen Cembalisten und Dirigenten Václav Luks geleitet wurde, der an diesem Abend den Mozartpreis der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e. V. erhielt. Neben Mozarts Ouvertüre zu „La Clemenza di Tito“, 1791 für die Krönungsfeierlichkeiten von Leopold II in Prag entstanden, begeisterte Luks am Ende des Konzertes mit Mozarts „Prager Sinfonie“, die der Komponist in der böhmischen Musikmetropole in einer Academie vorstellte. Die slowakische Solistin Simona Houda-Šaturová, die zu gleicher Zeit in Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ an der Semperoper Dresden brillierte, sang eine Arie aus „Don Giovanni“ und die Konzertarie „Bella mia fiamma, addio“, die Mozart für die Prager Sopranistin Josefiná Dušková verfasste. Die Arien wurden in Chemnitz so stark bejubelt, dass Houda-Šaturová das „Alleluja“ aus der Motette „Exsultate, jubilate“ als Zugabe sang.



KV 528, Konzertarie „Bella mia fiamma, addio“
Orchester: Mendelssohn Kammerorchester Leipzig
Solist: Simona Houda-Šaturová (Sopran)
Leitung: Václav Luks
Aufnahme am 12. Mai 2017 in der Kreuzkirche Chemnitz

KV 528, Konzertarie „Bella mia fiamma, addio“

KV 528 Kreuzkirche Chemnitz

Das Musikerehepaar Dušek kannte Mozart schon aus Salzburger Zeiten, Josefina und František Xaver Dušek waren Freunde und Förderer der Familie Mozart, schon 1777 schrieb Mozart eine Arie für Josefina, später konzertierten Komponist und Sängerin des öfteren gemeinsam, so auch bei Mozarts einzigem Aufenthalt in Dresden 1789 und im Leipziger Gewandhaus. Dass Mozart die Konzertarie "Bella mia fiamma, addio" im Herbst 1787 in Prag für Josefína Dušková geschrieben hat, ist verbürgt, allerdings steht nicht fest, ob es eine Dankbekundung für die Gastfreundschaft in der Villa Bertramka während der Endproben und Erstaufführung des "Don Giovanni" darstellte, oder, wie dem Mozartsohn Carl Thomas zugeschrieben wird, Mozart in der Villa eingeschlossen wurde, weil er die längst versprochene Arie endlich fertigstellen sollte. Mozart soll sich für die böse Tat mit etlichen schwierigen Passagen in der Arie gerächt haben, die Josefína Dušková "prima vista", also vom Blatt gesungen haben soll. Ob diese Mitte des 19. Jahrhunderts in einer Musikzeitung publizierte Geschichte stimmt oder nicht - die Arie ist wahrlich gespickt von einigen chromatischen Bosheiten und Sprüngen, die man natürlich auch in der Textvorlage des Michele Sarcones Festa teatrale "Cerere placata" begründet sehen kann. Die Verzweiflung über das erfolgte Todesurteil nebst Verabschiedung von der Liebsten stellt natürlich eine besondere Affektlage, gar Grenzsituation für den Protagonisten Titano dar, wie sie Mozart des öfteren für seine Konzertarien wählte, zumal das Grausen und Brausen "seiner" Sängerinnen - neben Josefína Dušková auch die häufige Widmungsträgerin Aloysia Weber - eben die besondere Kunstfertigkeit darstellte. Als Besonderheit dieser Arie dient der Verzicht auf ein Dacapo, so dass mit Rezitativ und zweiteiliger Arie eine dreiteilige Steigerungsform entsteht. Interessanterweise steht die Abschiedsszene in C-Dur, von hier aus unternimmt Mozart aber eine affektenreiche Reise durch harmonische Grenzgebiete, die Klage und Traurigkeit unterstreichen. Demgegenüber wirkt der zweite Teil der Arie mit dem neuen Thema der Rache überaus geschlossen und der Ausdruck wird durch nun aufsteigende Melodiefiguren passend gesteigert: "Dieses elende Leben, ich ertrag es nicht länger!"

Alexander Keuk


Simona Houda-Šaturová

Simona Šaturová wurde in Bratislava (Slowakei) geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren erhielt sie ihren ersten Violinunterricht. Nach dem Abitur studierte Simona Šaturová am Konservatorium von Bratislava Gesang und besuchte verschiedene Meisterklassen, u. a. bei der Sopranistin Ileana Cotrubas und Margreet Honig im Amsterdam.
Seit ihrem kurzfristigen Einspringen als Ilia (Idomeneo) am Théatre de la Monnaie in Brüssel 2010 kehrte die Sopranistin regelmäßig an das Haus zurück. Neben zahlreichen Auftritten am Nationaltheater Prag konnte man die Simona Šaturová bisher auch auf den Bühnen des Aalto Theaters Essen, Teatro Colón Buenos Aires, Théâtre du Châtelet Paris, Opéra de Monte Carlo, Oper Frankfurt, Theater an der Wien und im Megaron in Athen erleben. Zu ihrem Repertoire gehören u. a. die Partien der Lucia (Lucia di Lammermoor), Adina (L’elisir d’amore), Gilda (Rigoletto), Giulietta (I Capuleti e i Montecchi), Donna Anna (Don Giovanni) oder Adele (Die Fledermaus).
Als Konzert- und Oratoriensängerin konnte sich Simona Šaturová international profilieren. Sie gastierte beispielsweise in New York, Dallas, Oslo, Toronto, Istanbul, bei den Salzburger Festspielen, beim Oregon Bach Festival in Eugene, beim Festival Internazionale di Musica e Arte Sacra Roma, dem Wiener Frühlingsfestival oder dem Schleswig-Holstein Musik Festival.
Šaturová arbeitete mit Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Manfred Honeck, Ádám Fischer, Ji?í B?lohlávek, Helmuth Rilling, Iván Fischer, Christopher Hogwood, Tomáš Netopil oder Philippe Herreweghe zusammen und gastierte u. a. beim Philadelphia Orchestra, Pittsburgh Symphony Orchestra, der Tschechischen Philharmonie, dem Israel Philharmonic Orchestra und dem Orchestre des Champs-Elysées.
Simona Šaturová fühlt sich in besonderem Maße zur Musik Mozarts hingezogen: „Seine Musik hat mich immer begleitet. Vor allem die c-Moll-Messe ist für mich ein sehr wichtiges Werk. Ich habe sie mittlerweile weltweit mehr als 70 Mal gesungen.“ Anfang 2009 war sie mit ihrem Lieblingswerk in der Sixtinischen Kapelle bei Papst Benedikt zu Gast.
CD-Aufnahmen erfolgten für die Labels Supraphon, hänssler classic, Classico sowie für den Carus Verlag und Sony/BMG, ihr erstes Solo-Album mit Arien von Joseph Haydn erschien 2009 beim Label orfeo.
2007 wurde die Künstlerin im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals mit dem Förderpreis der Walter und Charlotte Hamel-Stiftung ausgezeichnet.


Mendelssohn Kammerorchester Leipzig

Ob Konzertbesucher oder Vertreter der Presse, wer auch immer dieses Ensemble in den nunmehr 19 Jahren seines Bestehens erlebt hat, ist begeistert von dem Ausdruckswillen, der Homogenität und der überschwänglichen Musizierfreude. Und genau diese Idee, ihren Beruf als Berufung anzusehen, veranlassten Absolventen der Leipziger Musikhochschule im Jahre 1997, ihre von Leidenschaft geprägten Erfahrungen in den besten Jugendorchestern Deutschlands in einem eigenen professionellen Kammerorchester weiterleben zu lassen - dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig.
Felix Mendelssohn Bartholdy hat als Komponist, Pianist und Dirigent das europäische Musikleben des 19. Jahrhundert entscheidend geprägt. Darüber hinaus revolutionierte er den Konzertbetrieb und setzte sich nachhaltig für den musikalischen Nachwuchs ein.
Das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig sieht sich als Experte und Botschafter dieses genialen Musikers und sieht es als seine Aufgabe, sein Werk in Verbindung mit der Leipziger Musiktradition in den Fokus zu setzen und in die heutige Zeit zu adaptieren. Das gelingt dem Ensemble eindrücklich durch thematisch-inszenierte Konzertprogramme, der Zusammenarbeit mit bekannten Dramaturgen wie Folkert Uhde oder Künstlern andere Genres wie den Pantomimen „Bodecker & Neander".
Mit dem weltweit renommierten Cellisten Peter Bruns verbindet das Ensemble eine langjährige Zusammenarbeit. Von der internationalen Presse hoch gelobte CDs und wegweisende Konzerte wie das gemeinsame Debüt im Wiener Musikverein sind das Ergebnis dieser musikalischen Partnerschaft. Grund genug für das Ensemble, ihn 2014 als künstlerischen Leiter zu berufen.
Bereits kurz nach der Gründung gastierte das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig auf bedeutenden Festivals wie dem MDR Musiksommer, dem Leipziger Bachfest und den Mendelssohn-Festtagen in Leipzig. Es folgten Konzertreisen in die Schweiz, der Türkei und Spanien, Gastspiele in alle großen Konzertsäle Deutschlands wie der Kölner Philharmonie, der Philharmonie Essen, der  Stuttgarter Liederhalle und der Tonhalle Düsseldorf sowie zum Rheingau Musikfestival und den Musikfestspielen Mecklenburg Vorpommern. Seit 2009 ist das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig offizieller Partner der Mendelssohn Festtage in Leipzig.
In dem nunmehr 19-jährigen Bestehen des Ensembles haben sich viele musikalische Freundschaften zu renommierten Musikerpersönlichkeiten entwickelt. So spielen z.B. Michael Sanderling, Antje Weithaas, Vivien Hagner, Reinhold Friedrich, David Orlowsky und Salome Kammer regelmäßig mit dem Ensemble zusammen. Daneben sind Künstler anderer Kunstsparten wie der Chansonier und Gewinner des dt. Kleinkunstpreises Sebastian Krämer gern gesehene Gäste des Ensembles.


Václav Luks

Gründer des Prager Barockorchesters Collegium 1704 und des Vokalensembles Collegium Vocale 1704.
Václav Luks begann seine musikalische Ausbildung am Pilsener Konservatorium und an der Akademie der musischen Künste in Prag (Horn, Cembalo). Er führte seine Studien an der Schweizer Schola Cantorum Basiliensis mit Spezialisierung auf die Erforschung Alter Musik bei J.-A. Bötticher und J. B. Christensen in den Fächern Historische Tasteninstrumente und Historische Aufführungspraxis fort.
Bereits während seines Studiums in Basel sowie in den darauffolgenden Jahren konzertierte er als Hornsolist bei der Akademie für Alte Musik Berlin in ganz Europa und in Übersee (USA, Mexiko, Japan). Nach seiner Rückkehr nach Prag im Jahr 2005 entwickelte er das Collegium 1704, das bereits seit 1991 während seiner Zeit als Student an der Musikhochschule als Kammerorchester bestand, zu einem Barockorchester weiter und gründete das Collegium Vocale 1704. Den entscheidenden Impuls dafür gab das von Václav Luks initiierte Projekt BACH – PRAG – 2005, in dessen Rahmen er Hauptwerke von J. S. Bach in Prag aufführte und das den Beginn der regelmäßigen Zusammenarbeit mit dem Internationalen Musikfestival Prager Frühling markiert. Unter der Leitung von Václav Luks etablierte sich Collegium 1704 rasch zu einem der weltweit führenden auf die Interpretation der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisierten Ensembles. Zudem trug Luks mit seinen internationalen künstlerischen Aktivitäten wesentlich zur Wiederentdeckung der Musik der böhmischen Komponisten Jan Dismas Zelenka und Josef Myslive?ek bei.
Im Jahr 2008 gründete er die erfolgreiche Konzertreihe Musikbrücke Prag – Dresden. Seit Herbst 2012 ist Václav Luks regelmäßig im Prager Rudolfinum zu erleben, wo er gemeinsam mit Collegium 1704 einen Konzertzyklus realisiert, dessen Dramaturgie die Gesangskunst des 17. und 18. Jahrhunderts in den Mittelpunkt stellt. Im Herbst 2015 wurden diese beiden Reihen zu einem Konzertzyklus zusammengeführt, der parallel in Prag und Dresden veranstaltet wird.
Kürzliche und anstehende Gastspiele von Václav Luks und seinen Ensembles beinhalten Auftritte bei den Salzburger Festspielen 2015 (wie auch 2016), in der Berliner Philharmonie, am Theater an der Wien, im Konzerthaus Wien, im Concertgebouw Amsterdam, in der Wigmore Hall, in Versailles, beim Lucerne Festival, beim Chopin Festival sowie als artist in residence bei den renommierten Festivals Alte Musik Utrecht und Bachfest Leipzig.
Neben der intensiven musikalischen Beschäftigung mit Collegium 1704 arbeitet er mit weiteren namhaften Ensembles wie dem La Cetra Barockorchester Basel und dem Dresdner Kammerchor zusammen. Václav Luks spielte als Dirigent wie auch als Kammermusiker Aufnahmen für die Label ACCENT, Supraphon und Zig-Zag Territoires ein und wurde als Juror zu internationalen Wettbewerben eingeladen (Johann-Heinrich-Schmelzer-Wettbewerb Melk, Internationaler Musikwettbewerb Prager Frühling, Bach-Wettbewerb Leipzig).