Das Herforder Münster ist der erste westfälische Hallengroßbau, der dem Range nach mit den Dombauten in Paderborn, Münster und Osnabrück in einer Reihe steht und prägend für die Baugeschichte des Landes war. Zugleich gilt die Münsterkirche als einziger Hallengroßbau in spätromanischen Bauformen. Sie war seit ihrer Gründung 789 durch den sächsischen Edelmann Waltger zugleich Stifts- und Pfarrkirche. Das Kloster stand unter kaiserlichem Schutz und wurde dem Benediktinerinnenkloster Soissons zur Seite gestellt. Ab ca. 1220 entstand unter der Äbtissin Gertrud zur Lippe der heutige Kirchenbau im Übergangsstil von romanischen zu gotischen Bauformen. Die darin gepflegte Kirchenmusik hat seit den Zeiten des Stiftes (gegr. Ende des 8. Jahrhunderts n.Chr.) eine lange Tradition. Schon in vorreformatorischer Zeit waren die Ämter des Kantors (anfangs zugleich Rektor der kirchlichen Lateinschule) und des Organisten (zugleich Rechnungsführer des Stiftes) getrennt.
Winfried Grabe (Violine), Tobias Breider (Viola)
Gudrun Horst de Cuestas wurde in Herford geboren und studierte Sologesang und Schulmusik. Sie ist am Herforder Friedrichsgymnasium als Musiklehrerin tätig.
Prof. Dorothea Ohly-Visarius Dorothea Ohly, als gefragte Lied- und Oratoriensängerin in Nord- und Ostdeutschland, hat sie alle großen Altpartien gesungen. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin für Tonsatz und Gehörbildung an der Hochschule für Kirchenmusik Herford, unterrichtet sie Gehörbildung und Gesang/Stimmbildung an der Landesmusikakademie Nordrhein-Westfalen in Heek und spielt Querflöte im norddeutschen Salonorchester "Concerto Cappuccino". Eine Konzertreise führte sie 1998 als Altistin in Händels "Messias" in die USA und nach Kanada.
Nils Giebelhausen (Tenor) Nils Giebelhausen, studierte Gesang bei Hanno Blaschke (München), Anna Maria Castiglioni (Mailand) und Wilfried Jochens (Hamburg). Bereits 1992 wurde er Preisträger beim Gesangswettbewerb des Deutschen Tonkünstlerverbandes. 1998 gab er in Rimini sein Operndebüt in A. Draghis Barockoper „La patienza di Socrate con due mogli“ unter Leitung von Alan Curtis. Im Frühjahr 2000 wirkte er dann an der Bayerischen Staatsoper in München in C. Monteverdis „Orfeo“ als Pastore mit. 2004 sang er bei den Tagen alter Musik in Bamberg den „Blifil“ in F.-A. Philidors Oper „Tom Jones“. Auch als Oratorientenor ist er in ganz Deutschland zu hören, sein besonderes Interesse gilt dabei Bachs Oratorien und Passionen.
Klaus Pampel (Bass- Bariton), geboren 1936 und aufgewachsen in Hildesheim, war ab 1948 Mitglied im Hildesheimer Knabenchor (St. Michael). Er absolvierte eine Gesangsausbildung zum Konzert- und Oratoriensänger ab 1958 in Hildesheim (bei Curt Heuser, Pianist und Bariton). Und ab 1970 in Hannover (bei Wilfried Lührs, Kantor und Bariton).
Konzerttätigkeiten führten ihn ins In- und Ausland.
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur
Orchester: Telemann Collegium Herford
Solisten: Gudrun Horst de Cuestas, Prof. Dorothea Ohly-Visarius, Nils Giebelhausen (Tenor), Klaus Pampel (Bass- Bariton)
Leitung: Stefan Kagl
Konzertmitschnitt aus dem Herforder Münster am 23.11.2008 mit dem Herforder Münsterchor
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur, Dixit Dominus Psalm 110
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur, Confitebor Psalm 111
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur, Beatus vir Psalm 112
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur, Laudate pueri Psalm 113
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur, Laudate dominum Psalm 117
KV 339, Vesperae solennes de confessore C-Dur, Magnifikat (Lukas 1,46-56)
KV 626, Requiem
Orchester: Telemann Collegium Herford
Solisten: Gudrun Horst de Cuestas, Prof. Dorothea Ohly-Visarius, Nils Giebelhausen (Tenor), Klaus Pampel (Bass- Bariton)
Leitung: Stefan Kagl
Konzertmitschnitt aus dem Herforder Münster am 23.11.2008 mit dem Herforder Münsterchor
KV 626, Requiem
KV 626, Requiem, Introitus
KV 626, Requiem, Kyrie
KV 626, Requiem, Dies irae
KV 626, Requiem, Tuba mirum
KV 626, Requiem, REX TREMENDALE
KV 626, Requiem, RECORDARE
KV 626, Requiem, CONFUTATIS
KV 626, Requiem, LACRISMOS
KV 626, Requiem, DOMINE JESU
KV 626, Requiem, HOSTIAS
KV 626, Requiem, SANCTUS
KV 626, Requiem, BENDEDICTUS
KV 626, Requiem, AGNUS DEI
KV 626, Requiem, LUX AETERNA
Stefan Kagl, geboren 1963 in München, Studium an der Münchner Staatl. Hochschule für Musik (bei Klemens Schnorr) und an der Schola Cantorum in Paris (Jean Langlais) sowie am Conservatoire Supérieur de Paris (CNR). "Prix de Virtuosité" an der Schola Cantorum, A-Examen für Kirchenmusik und künstlerische Staatsprüfung im Hauptfach Orgel an der Münchner Musikhochschule.
Am Conservatoire Supérieur de Paris « Premier Prix » und "Prix d´Excellence". 1. Preisträger beim internationalen César-Franck-Wettbewerb St.Bavo/Haarlem (Holland). Von 1991-1996 Stadt- und Bezirkskantor in Bad Kissingen und von 1997-2002 Kantor der beiden Hauptkirchen im thüringischen Rudolstadt, seit Juli 2002 Kantor und Organist am Münster zu Herford, künstlerischer Leiter des „Herforder Orgelsommers“.
Seit 2005 Dozent für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Kirchenmusik Herford, Rundfunk- und CD-Einspielungen, internationale Konzerttätigkeit.
Das Orchester Telemann Collegium Herford setzt sich aus Profimusikern verschiedener westfälischer Orchester zusammen, vorwiegend aus der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford und musiziert auch mit historischen Instrumenten. Der Konzertmeister und Organisator ist Burkhard Schmilgun.
Texte von Stefan Kagl: Der Herforder Münsterchor ist seit 1980 zu einem der führenden Chöre Ostwestfalens geworden. Er singt in den Gottesdiensten des Herforder Münsters und gestaltet jährlich darüber hinaus eigene Veranstaltungen, Oratorien, a capella Konzerte und Kantatengottesdienste. Zur Zeit hat er etwa 110 Mitglieder. Etliche Kinder und Jugendliche singen seit der Gründung der Kinderchöre im Jahr 2002 und proben in dem seit drei Jahren bestehenden Jugendchor für die gemeinsamen Auftritte mit dem „großen“ Chor.
VESPERAE SOLENNES DE CONFESSORE
Text von Dr. Hans-Detlef Hoffmann, Herford
Neben den fast zwanzig Messen, die Mozart in Salzburg für den Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen komponiert hat, nehmen sich die drei Vespern KV 194, KV 321 und KV 339, die für Abendgottesdienste am Vorabend besonderer Feiertage entstanden, zahlenmäßig zwar bescheiden aus, doch an Bedeutung gehören sie fraglos zu den „großen“ kirchenmusikalischen Hauptwerken des Komponisten.
Textgrundlage jeder Vesper bilden traditionell fünf alttestamentliche Psalmen (Psalm 110, 111, 112, 113 und 116), die durch einen neutestamentlichen, das Magnificat, den Lobgesang der Maria aus Lukas 1,46-55 beschlossen werden.
Die Vesperae solennes de Confessore entstanden 1780 für einen nicht näher bezeichneten und daher nicht exakt datierbaren feierlichen Vespergottesdienst im Salzburger Dom zum Fest eines Bekenners oder Heiligen. Die Tonartenfolge der sechs Sätze (C-Es-G-d-F-C) erweist das Gesamtwerk als einheitlich konzipierten Zyklus, wobei Dixit (Psalm 110) und Magnificat musikalisch und theologisch einander zugeordnet wie Verheißung und Erfüllung den Rahmen bilden.
Mozart hat den biblischen Psalmtext sehr ernst genommen und musikalisch meisterhaft ausgedeutet. Obwohl der Vokalsatz der Chorstimmen in den Orchestersatz als tragende Schicht „eingebaut“ erscheint und die Komposition insgesamt nach „symphonischen“ Gesetzen verläuft, werden Sonaten- oder Fugenform doch ganz in den Dienst der eindringlichen Textauslegung gestellt. So ist das Confitebor (Satz 2) ein freier Sonatensatz mit einer überraschend verfrühten, gleichsam „erschreckenden“ Scheinreprise zu den Worten Sanctum et terribile („Heilig und furchtbar ist sein Name“). Der „Irrtum“ wird später durch die (verkürzte) „richtige“ Reprise korrigiert, die nun passenderweise zu den Worten Sicut erat in principio („Wie es war im Anfang...“) erklingt.
Stark kontrastierend hat Mozart die beiden Binnensätze angelegt, die beide mit dem Aufruf zum Lob Gottes Laudate beginnen. Im Laudate pueri lobt die Gemeinde in feierlicher Polyphonie Gottes Majestät – und stellt in seiner strengen Kontrapunktik wohl Mozarts großartigste Vokalfuge dar. Ihr lapidares Thema, dessen „Stammbaum“ über Bach (Thema des Musikalischen Opfers!) und Händel (And with his stripes aus dem Messiah) hinaus weit zurückverfolgt werden kann, entspricht einem barocken Thementyp, den Mozart noch mehrfach, z.B. in Adagio und Fuge für Streichquartett KV 546 und dann in der Kyrie-Fuge seines Requiems KV 626 zitiert hat. Ein in der Oktavskala absteigendes Gegenthema deutet mit dem Psalmtext auf den Gott, der in der Höhe thront und das Tiefe erschaut, der in Christus zur Erde herabkam und Mensch wurde.
Den folgenden Satz Laudate Dominum vertont Mozart dagegen als inniges Gebet einer Einzelstimme: Ein wunderbar schwebendes Sopransolo stimmt über einer lautenähnlichen Begleitung einen schlichten Gesang an. Die weitgespannte Melodie von klassischer Schönheit wird dreimal fast unverändert vorgetragen: zunächst vom Orchester, dann vom Solosopran und schließlich noch einmal vom Chor der Gemeinde, der vom dahinströmenden Gesang der Solistin ergriffen leise hinzutritt und in den innigen Lobpreis Gottes einstimmt. Der ganze Satz, der Gottes Erbarmen und Treue so überschwänglich-verinnerlicht preist, ist eine einzige Apotheose des Gesangs, wie sie Mozart später nur noch einmal im Et incarnatus est seiner letzten, unvollendeten Messe in c-moll KV 427 komponiert hat.
Das abschließende festliche Magnificat ist in ausgeführter Sonatenform komponiert: Auf eine langsame Einleitung, die Gottes erhabene Majestät verkündigt, folgt in den ersten 28 Allegro-Takten die Exposition mit drei profilierten, voneinander abgegrenzten thematischen Bereichen entsprechend Haupt-, Seiten- und Schlussthema einer Symphonie. Das Hauptthema wird Mozart später in seinem Todesjahr in seiner letzten symphonischen Komposition, der Ouvertüre zur Oper La Clemenza di Tito wörtlich zitieren. Das Jauchzen über Gott im Geist, von dem der Text redet, wird in dieser Musik kongenial zum Ausdruck gebracht.
Nach einer modulierenden Durchführung werden die Themen in der Reprise beginnend mit dem Text Suscepit Israel („Er nimmt sich seines Knechtes Israel an“) komplett wiederholt. Auch hier liegt die Deutung auf der Hand: Der Gott, der sich in seinem Erbarmen seines Volkes Israel annimmt, ist kein anderer als der, den Maria im Geist erhoben und großgemacht hat. Die lange Coda des Satzes ist besonders breit und ausführlich ausgeführt und deutet so den Text aus, der von der Ewigkeit redet: et nunc et semper et in saecula saeculorum.
Zur Entstehung von Mozarts Requiem 1791, Dr. Hans Detlef Hoffmann, Herford: Um Mozarts letztes Werk und seinen Tod ranken sich eine Reihe von Legenden. Besonders populär ist die Vermutung, Mozarts Konkurrent Antonio Salieri habe ihn umgebracht. Diese Theorie hat, auch wenn sie sehr gewagt ist, tatsächlich einige historische Bezüge: Mozart selbst soll auf dem Totenbett von einer Vergiftung mit aqua toffana, einer Mischung aus Arsen und Bleioxyd, gesprochen und Salieri verdächtigt haben. Dazu passend soll Salieri, der allerdings in geistiger Umnachtung endete, den Mord an seinem Rivalen gebeichtet haben. Doch ist dies nicht der einzige Erklärungsversuch für den frühen Tod des Komponisten: Man verdächtigte auch Mozarts Logenbruder Hofdemel, mit dessen Frau der Komponist eine Affäre gehabt haben soll. Dieses Gerücht nährte sich vor allem aus der Tatsache, dass Hofdemel seine Frau am Tag nach Mozarts Tod mit einem Messer attackierte und anschließend Selbstmord beging. Ebenso wollte man von einer Beziehung zwischen Mozarts Frau und Süssmayr wissen, der seinen Lehrer aus dem Weg schaffen wollte. Allein die Tatsache, dass Mozarts Todesursache nicht eindeutig geklärt werden konnte, ließ solche Legenden entstehen.
Zu den Fakten: Mozart komponierte das Requiem auf Bestellung. Im Frühsommer 1791 kam ein maskierter, in schwarz gekleideter Mann zu ihm, nannte weder seinen noch den Namen seines Auftraggebers und bestellte die Komposition. Dieser geheimnisvolle Auftritt, die dunkle Kleidung und die gewünschte Totenmesse hinterließen bei Mozart ein ungutes Gefühl. Nach Angaben seiner Frau, soll er geglaubt haben, er arbeite an seinem eigenen Requiem. Der in der Tat etwas merkwürdige Auftritt des Boten hat dabei aber einen ziemlich banalen Hintergrund.
Der Mann kam im Auftrag von Franz Graf von Walsegg-Stuppach, einem Musikliebhaber und dilettantischem Komponisten. Die Frau des Grafen war unlängst gestorben und Walsegg-Stuppach wollte ihr zu Ehren ein Requiem aufführen lassen. Des öfteren bestellte er bei anerkannten Komponisten Werke, die er dann unter eigenem Namen aufführen ließ. Aufgrund dieses geistigen Diebstahls wollte er unerkannt bleiben und lies seinen Boten anonym auftreten, wahrscheinlich handelte es sich dabei um seinen Gutsverwalter Franz Anton Leitgeb.
Mozart wollte den Auftrag zuerst nicht annehmen, doch man bot ihm ein gutes Entgelt, das er in seiner finanziell misslichen Lage nicht ausschlagen konnte. Seine Frau Constanze schätzte vor allem die Anzahlung und drängte ihren Mann zur Komposition. Noch in schwerkrankem Zustand arbeitete Mozart am Requiem, konnte es aber nicht mehr vollenden. In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember 1791 starb Mozart 35jährig nach mehrmaligem, damals üblichem, Aderlass. Es gab keine offizielle Beerdigung, Mozart starb arm und wurde in einem Massengrab beigesetzt.
Constanze Mozart bat zunächst Franz Eybler, das Requiem zu vollenden. Eybler, ein von Mozart geschätzter Komponist, willigte zunächst ein, schickte die Partitur aber wenig später wieder zurück. Auch andere Musiker lehnten die Arbeit an Mozarts Fragment ab und Constanze, in Sorge, den Vorschuss des Grafen zurückzahlen zu müssen, überredete schließlich Süssmayr und verkaufte dem mysteriösen Boten später das fertige Requiem als ein komplett von Mozart komponiertes Werk. Süssmayr nutzte zum Teil die von Mozart bereits verwendetem Themen und Motive, war aber auch auf eigene musikalische Ideen angewiesen. Constanze sorgte wahrscheinlich in erster Linie für die Vollendung des Werkes, weil sie auf das Geld des Grafen angewiesen war. Bevor Walsegg-Stuppach das Requiem (erst!) am 14. Dezember 1793 unter seinem Namen aufführen konnte, hatte bereits die Uraufführung unter Mozarts Namen in Wien stattgefunden.
Der Graf soll darüber sehr verstimmt gewesen sein, konnte sich aber aufgrund seiner unehrenhaften Lage nicht beklagen. Constanze Mozart erwies sich nun als geschäftstüchtig und bot Abschriften des letzten Mozartwerkes zum Verkauf an. Das Requiem wurde schon bald zur bekanntesten sakralen Komposition Mozarts, wozu sicher auch die biographischen Umstände beigetragen haben.
Fortsetzung: Entstehung von Mozarts Requiem - Der Introitus beginnt leise, mit einem blassen Streichersatz und klagenden Holzbläsern, die lediglich mit Fagotten und den seltenen Bassetthörnern - Mozarts Lieblingsinstrument! - besetzt sind. Plötzlich erklingen die Posaunen im forte und kündigen den Chor an, dessen Stimmen den beginnenden Bass imitierend nacheinander einsetzen. Der Ernst des ganzen Stückes ist von Anfang an spürbar und von besonderer Intensität. Ebenso kunstvoll wie barock ist die folgende Doppelfuge, die das Kyrie der Totenmesse bildet. Nach der Fuge, die mit einem leeren, archaisch wirkenden Klang endet, beginnt Mozart mit der Schreckensvision vom "Tag des Zorns": Die Sequenz Dies irae umfaßt insgesamt sechs Sätze und bildet den wichtigsten Teil des Requiems. Am Anfang steht das dramatische Chorstück "Dies irae", das Angst, Gewalt aber auch Gottesfurcht ausdrückt und in schnellem Tempo am Zuhörer vorbei rauscht. Weniger bedrohlich wirkt das folgende Tuba mirum, das gemäß der ersten Textzeile "Laut wird die Posaune klingen" mit einem Posaunensolo eröffnet wird. Mit dem gleichen Motiv beginnt der Bass das Quartett der Gesangssolisten. Mit einem stark artikulierten "Rex" ruft der Chor den zornigen Gott an und bittet um Gnade ("salva me"). Bevor wieder die Schrecken des Jüngsten Gerichts in den Vordergrund treten, findet der Zuhörer Frieden und Trost im Recordare. Unbarmherzig, fast brutal, klingen die tiefen Stimmen zu Anfang des Confutatis und stehen in einem starken Kontrast zu den hohen Stimmen, die mit "voca me", nur von den ersten Geigen begleitet, den Gesang der Männer für einen kurzen Moment ablösen. Das Lacrimosa, das den "Tag der Tränen" darstellt, zeigt zu Beginn eine schon im Barock gebräuchliche Figur: das Seufzermotiv. Klagend geht die Einleitung der Streicher in den sanft intonierten Chorklang über. Im Lacrimosa endet Mozarts Autograph und hier begann Süssmayr mit der Fortsetzung des Werkes.
Das Lacrimosa bildet den Abschluss der Sequenz und es folgt das Offertorium mit den Chorsätzen Domine Jesu Christe und Hostias. Im ersten der beiden Stücke begegnen wir zwei Fugen mit unkonventionellen Themen. Das erste Fugenthema ("Ne absorbeat") enthält für eine vokale Fuge ungewöhnlich große und viele Sprünge. In der zweiten Fuge ("Quam olim Abrahae") herrscht dagegen ein stark rhythmisiertes Thema. In wieweit Süssmayr auf eventuelle Skizzen Mozarts zurückgreifen konnte, ist nicht überliefert. Es ist aber wahrscheinlich, dass Mozart die Themen der Fugen noch skizziert und Süssmayr nur die Ausarbeitung übernommen hat. Nach dem Offertorium folgen die Ordinariumssätze Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. In diesen Teilen steht das Werk nicht auf der Höhe der ersten Sätze, bildet aber immerhin eine stilistische Einheit mit ihnen und greift auf einzelne Motive zurück.
Süssmayr versuchte sicher, so wenig eigenes Material wie möglich in diesem Werk zu verwenden. Der letzte Teil, die Communio, enthält ausschließlich Mozarts Musik. Süssmayr hat die Sätze des Introitus übernommen und lediglich den liturgischen Text ausgetauscht. Noch einmal bittet der Chor für die ewige Ruhe der Verstorbenen und dass ihnen das ewige Licht ("lux aeterna") leuchten möge. So endet das Requiem also mit der Doppelfuge des Kyrie und ihrem leeren, archaischen, terzlosen Schlussakkord.
Bergisch Gladbach, ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, 15.09.2024
Aachen, Musiksalon, 10.07.2024
Innsbruck, Galerie artdepot, 11.06.2024
Ravensburg & Friedrichshaven, 16. & 17. März 2024
Bergisch Gladbach, Schloss Bensberg, 01.04.2024
Düsseldorf, Gesellschaft Zur Ludwigsburg, 13.01.2024
Mannheim, Rosengarten, 09.12.2023