Chemnitz Kreuzkirche

Musik aus dem Eröffnungskonzert vom 4. Mai 2013 des Mozartfestes der Sächsichen Mozartgesellschaft e.V.

Yeree Suh, Sopran
Netzwerkorchester V
Leitung: Domonkos Héja



KV 492, Ouvertüre zur Oper „Figaros Hochzeit“
Orchester: Netzwerkorchester V
Leitung: Domonkos Héja
Aufnahme in der Kreuzkirche Chemnitz am 4. Mai 2013
KV 492, Ouvertüre zur Oper „Figaros Hochzeit“



KV 580, Arie „Schon lacht der holde Frühling“
Orchester: Netzwerkorchester V
Solisten: Yeree Suh (Sopran)
Leitung: Domonkos Héja
Aufnahme in der Kreuzkirche Chemnitz am 4. Mai 2013
KV 580, Arie „Schon lacht der holde Frühling“, Satz 1



KV 582, Rezitativ und Arie „Chi sà, chi sà, qual sia“
Orchester: Netzwerkorchester V
Solisten: Yeree Suh (Sopran)
Leitung: Domonkos Héja
Aufnahme in der Kreuzkirche Chemnitz am 4. Mai 2013
KV 582, Rezitativ und Arie „Chi sà, chi sà, qual sia“, Satz 1



KV 504, Sinfonie D-Dur (Prager Sinfonie)
Orchester: Netzwerkorchester V
Leitung: Domonkos Héja
Aufnahme in der Kreuzkirche Chemnitz am 4. Mai 2013
KV 504, Sinfonie D-Dur
KV 504, Sinfonie D-Dur, Adagio - Allegro
KV 504, Sinfonie D-Dur, Andante
KV 504, Sinfonie D-Dur, Finale Presto

Netzwerkorchester V

Besetzungsliste des Netzwerkorchesters V

1. Violine: Hartmut Schill, Therese Matschke, Yuka Tanabe, Hans-Martin Tschöpe, Jürgen Karwatt
2. Violine: Ruth Petrovitsch, Yumiko Tsubaki, Benjamin Fuhrmann, Dorothee Vietz
Viola: Matthias Worm, Agnes Matschke, Ulla Walenta
Violoncello: Tilman Trüdinger, Christoph Vietz
Kontrabass: Olaf Jossunek
Flöte: Christian Sprenger, Friederike Schmidt
Oboe: Ekkehard Hering, Claudia Schöne
Klarinette: Regine Müller, Arnim Kosensky
Fagott: Axel Andree, Akiko Ichihara
Horn: Alexander Pansa, Thomas Maciej
Trompete: Nobuyuki Takami, Karoly Fatyol
Pauke: Alexander Peter
Cembalo: Cornelia Osterwald, Raphael Alpermann

Aus den Projektorchestern des Sächsischen Mozartfestes, die seit 2009 von dem Chemnitzer Oboisten Ekkehard Hering jeweils für das Eröffnungskonzert zusammengestellt wurden, hat sich der Name eines Netzwerkorchesters gebildet.
Dies nicht ohne Grund, weil sich in relativ kurzen Probenphasen Spitzenmusiker aus Sachsen, Mitteldeutschland und zu Teilen auch international zusammenfinden und untereinander Musizierfreude und Klangqualität auf höchstem Niveau entwickeln. Die Instrumentalisten, die u.a. dem Gewandhausorchester Leipzig, der Robert-Schumann-Philharmonie, des MDR-Sinfonieorchesters, der Staatskapelle Weimar und dem Orchester des Theaters Freiberg angehören, sind begeistert, in diesem menschlich sympathischen und künstlerisch ambitionierten Kontext zu musizieren. Das Netzwerkorchester arbeitete unter der Leitung von Mike Svoboda, Niksa Bareza, Howard Arman und Steffen Walther. Publikum und Medien schenken diesem neuen Ensemble in Sachsen hohe Aufmerksamkeit.
Dokumentiert sind die Konzerte des Netzwerkorchesters durch die Aufnahmen von MDR Figaro und mit CD's, die als Jahresgabe der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e.V. erschienen sind.

Yeree Suh

Yeree Suh, die heute auf den internationalen Bühne regelmäßig vertreten ist, arbeitet mit den renommiertesten Dirigenten der historischen Aufführungspraxis wie mit Sigiswald Kuijken, Andrea Marcon, Andreas Spering, Masaaki Suzuki, Philippe Herreweghe, Ton Koopman und Frieder Bernius.
Gleichzeitig hat sich die koreanische Sängerin als Interpretin der zeitgenössischen Musik einen internationalen Namen gemacht. So gestaltete sie etwa im Januar 2003 die Europäische Erstaufführung von Matthias Pinschers Fantasie „with Lilles White“ mit dem DSO unter Leitung von Kent Nagano in der Berliner Philharmonie. Zudem war Yeree Suh 2008/2009 im New Yorker Lincoln Center in György Ligetis „Mysteries of the macabre“ und Unsuk Chins „Akrostichon-Wortspiel“ mit dem Ensemble Intercontemporain unter der Leitung von Susanna Mälkki zu erleben, ebenso wie zu Beginn der Spielzeit 2010/2011 in Pierre Boulez' „Pli selon pli“ beim Musikfest Berlin unter der Leitung von Jonathan Nott.
In 2013/2014 ist sie zu Gast beim Lucerne Festival unter der Leitung von Pierre Boulez, singt Händels „Almira“ unter Andreas Spering bei den Händelfestspielen in Halle, Mozarts „La clemenza di Tito“ unter Alessandro de Marchi bei den Innsbrucker Festwochen, nimmt mit Sigiswald Kuijken Bachs „Weihnachtsoratorium“ auf CD auf, geht mit dem Philharmonia Orchestra London, mit Anima Eterna Brugge, mit dem LA Philharmonic orchestra und Carmina Burana auf Tournee und gibt Liederabende mit Jos Van Immerseel.
Yeree Suh studierte an der Seoul National University Gesang und legte ihr Solistendiplom an der Universität der Künste Berlin bei Harald Stamm mit Auszeichnung ab. Anschließend vervollkommnete sie ihre Ausbildung bei Regina Werner-Dietrich an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ sowie im Bereich der Alten Musik bei Gerd Türk an der Schola Cantorum Basiliensis.

Domonkos Héja

Domonkos Héja wurde 1974 in Budapest in eine Musikerfamilie geboren. Mit 13 Jahren bekam er Klavierunterricht am Konservatorium.
1992 erreichte er den 1. Platz beim landesweiten Wettbewerb für Schlaginstrumente, und im darauf folgenden Jahr erhielt er die Möglichkeit, das Orchester des Konservatoriums auf einem Konzert der Musikakademie zu dirigieren.
1993 gründete er mit seinen Freunden ein eigenes Orchester namens Jugendsymphonieorchester Danubia, welches seit dem unter Anerkennung der Fachkreise auf höchstem künstlerischem Niveau fortwährend tätig ist, und dessen leitender Dirigent und künstlerischer Leiter er von den Anfängen bis zum Jahr 2011 gewesen ist.
1993 wurde er an der Hochschule für Musik Franz Liszt in den Fächern Dirigieren und Schlaginstrumente aufgenommen. In seinen Hochschuljahren gastierte er öfter als Vertreter an den Schlaginstrumenten in fast allen großen Budapester Orchestern. In der Saison 1995/96 war er mit einem László Weiner - Stipendium Dirigentenassistent von Iván Fischer beim Festivalorchester Budapest. 1998 erlangte er sein Diplom mit der IX. Symphonie von Beethoven, einige Wochen später gewann er als jüngster und bislang einziger ungarischer Sieger den 1. Preis sowie den Publikumspreis und den György Solti Sonderpreis des IX. Internationalen Dirigentenwettbewerbs des Ungarischen Fernsehens. Daraufhin erhielt er neben ungarischer auch zahlreiche Einladungen ausländischer Orchester wie die des Staatliches Philharmonieorchester Kaschau (Košice), Philharmonieorchester Preßburg (Bratislava) Mazedonisches Philharmonieorchester, Philharmonieorchester Tokio, Orchestra di Roma e del Lazio, Rundfunkorchester Zagreb, das Deutsche Symphonieorchester Berlin und anderen.
2000 gewann er beim Athener Internationalen Dirigentenwettbewerb Dimitris Mitropoulos den Sonderpreis und den Großpreis des mitwirkenden Chromaton-Orchesters. 2001 debütierte er im Ungarischen Staatlichen Opernhaus und im folgenden Jahr dirigierte er mit großem Erfolg die Produktion „Blaubart“ des Opernhauses in Florenz und in Rom. Zwischen 2003 und 2010 leitete er als Assistenzdirigent der Budapester Philharmonischen Gesellschaft die Konzerte des Orchesters der Gesellschaft bei zahlreichen Anlässen.
2003 erhielt er den Franz-Liszt-Preis und 2005 den Artisjus-Preis. 2008 wurde er sowohl mit dem Gundel-Kunstpreis als auch mit dem Junior Prima Preis belohnt.
Zwischen 2005 und 2012 bekleidete er den Posten des Ersten Kapellmeisters des Chemnitzer Opernhauses. Auch während dieser sieben Jahre hatte er Anteil am musikalischen Leben Ungarns. Mit dem Symphonieorchester Danubia wurden unter Obhut des Warner Classic Musikverlages drei LP und eine DVD herausgegeben, welche auch vom fachlichen Publikum Anerkennung erhielten. In der Saison 2010/11 ersuchte man ihn um die Leitung der Eröffnungsveranstaltung des Ungarischen Staatlichen Opernhauses (Bánk bán – die Originalfassung), von welcher unter Mitwirkung der Opernsänger und –sängerinnen sowie des Chores und des Orchesters des Opernhauses eine Schallplattenaufnahme entstand.
Seit 2011 arbeitet er als beauftragter Leitender Musikdirektor des Ungarischen Staatlichen Opernhauses.

KV 492 Chemnitz Kreuzkirche

W.A. Mozart Ouvertüre zu „le nozzze di Figaro“ KV 492

Ein weiterer Meilenstein der deutschsprachigen Oper erlebte am 1. Mai 1786 im Wiener Burgtheater unter Leitung des Komponisten seine Uraufführung: „Le nozze di Figaro“. Da Ponte, Librettist dieser Opera buffa, griff auf eine Komödie von Beaumarchais zurück. Neben „Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“ gehört „Le nozze di Figaro“ zu den ersten Opern der Musikgeschichte, die nie aus dem Repertoire verschwanden. Neuartige musikalische Form, charakteristische Motive und eine so raffinierte wie feinsinnige Verzahnung von Text und Musik zeichnen diese Oper aus, die „menschliche Wirklichkeit in einem früher und später nicht geahnten Maß durchsichtig“ macht (Stefan Kunze). Und mit der Ouvertüre ist ihr ein Meisterwerk von knappem Format vorangestellt. Man könnte sie eigenständig nennen, denn – anders als üblich – nimmt sie kein einziges Motiv der Oper vorweg. Und doch ist es die perfekte atmosphärische Einstimmung auf das Bühnenwerk.

KV 580 Chemnitz Kreuzkirche

W.A. Mozart Arie für Sopran und Orchester „Schon lacht der holde Frühling“ KV 580

(Einlegearie zu Giovanni Paisellos „Il Barbiere di Siviglia“)

Neben Opern boten sich Mozart immer wieder Anlässe, einzelne Konzertarien zu komponieren. „Eine Aria in die Oper, der Balbier von Seviglien. für Madme Hoffer. 2 Violini, Viole, 2 Clarinetti, 2 Fagotti, 2 Corni e Baßi. Schon lacht der holde Frühling“, notierte er am 17. September 1789 in sein eigenhändig geführtes „Ver- zeichnüß“ seiner Werke. „Schon lacht der holde Frühling“ war als Einlage zu einer deutschen Fassung der italienischen Buffooper „Il Barbiere di Siviglia“ von Giovanni Paisiello gedacht. Offenbar aber geriet eine Aufführung außer Sicht (sie ist erst für 1796 nachgewiesen, lange nach Mozarts Tod). Deshalb könnte Mozart die Komposition unfertig beiseite gelegt haben. Sie galt als verschollen, bevor das Fragment in den 1990er-Jahren wieder auftauchte und von Franz Beyer ergänzt wurde. Mit „Madme Hoffer“ ist Schwägerin Josepha Hofer (geb. Weber) gemeint, die jüngste Schwester von Constanze Mozart. Hofer war am Schikane- der’schen Freihaustheater engagiert und sollte auch die Partie der „Königin der Nacht“ zur Uraufführung der „Zauberflöte“ 30. September 1791 singen.


Schon lacht der holde Frühling
auf blumenreichen Matten,
wo sich Zephire gatten
unter geselligem Scherze,
Wenn auch auf allen Zweigen
Sich junge Blüten zeigen,
kehrt doch kein leiser Trost
in dieses arme Herz.

Da sitze ich und weine
einsam auf der Flur,
nicht um mein verlornes Schäfchen,
nein, um den Schäfer Lindor nur.

KV 582 Chemnitz Kreuzkirche

Mozart „Chi sà, chi sà, qual sia“ Rezitativ und Arie für Sopran und Orchester KV 582

Das Ehepaar Duschek ist vielen Musikliebhabern vor allem als Gastgeber Mozarts während seiner Besuche in Prag in der Villa Bertramka im Gedächtnis geblieben, wo sich heute eine Gedenkstätte befindet. Die charmante Josefina Dusková bzw. Josepha Duschek war eine hervorragende Sopranistin mit kräftiger, ausdrucksvoller Stimme, mit der sie schwere Arien meisterte. Die innige Freundschaft zu Mozart begann 1777, als die Duscheks in familiärer Angelegenheit in Salzburg weilten, und erreichte ihren Höhepunkt bei Mozarts Aufenthalten in Prag 1787 und 1791. Mozart komponierte für Josepha Duschek mehrere Sopranpartien, darunter Rezitativ und Arie „Bella mia fiamma, addio – Resta, oh cara” KV 528, begleitete sie bei Auftritten in Wien 1786 sowie in Dresden und Leipzig im April und Mai 1789. In letzterem Jahr entstand auch „Chi sà, chi sà, qual sia“ KV 582. Mozart komponierte sie als eine von zwei Einlagearien für Vicente Martín y Solers Da Ponte-Oper „Il Burbero di buon Cuore“, die 1789 im Wiener Burgtheater ins Programm zurückkehrte. Die Nummer beleuchtet eine ernste Seite der komischen Oper: In der Eifersuchtsarie der Madame Lucilla greift Mozart das Pathos einer typischen Arie der Opera seria auf – mit doppelt besetzten Holzbläsern und scharf punktierten Streicherfiguren.


Chi sà, chi sà, qual sia
l'affanno del mio bene,
se sdegno, gelosia,
timor, sospetto, amor.
Voi che sapete, o Dei,
I puri affetti miei,
Voi questo dubbio amaro
Toglietemi dal cor.

KV 504 Chemnitz Kreuzkirche

W.A. Mozart Sinfonie D-Dur KV 504

„Sie wissen, dass ich so zu sagen in der Musique stecke – daß ich den ganzen Tag damit umgehe – daß ich gern speculiere – studiere – überlege“, erinnerte Mozart den Vater an seine „Lebensart“ schon 1778, als er aus Paris grüßte. Zu seinen Neuerungen jener Zeit zählt die langsame Einleitung. Auch mit Blick auf ihre harmonischen Ausschreitungen wirken diese Eröffnungen gewichtig. Werken wie der späten Sinfonie Es-Dur und der Ouvertüre zu „Don Giovanni“ haben diese Anfänge zu bislang unerreichter Expressivität verholfen. Eine Adagio-Einleitung ist auch der „Prager Sinfonie“ KV 504 vorangestellt. Der großformatige Beginn fügt sich durchaus in die Proportionen von Mozarts anspruchsvoll konzipiertem Werk. Es ist seine 38., viertletzte Sinfonie und die erste, die er in seinem seit 1784 eigenhändig geführten thematischen „Verzeichnüß“ eintrug. Dort ist sie auf den 6. Dezember 1786 datiert. Vermutlich entstand die dreisätzige Komposition ohne Menuett (die Nachwelt rätselt, warum) mit Blick auf Wiener Advents-Akademien.

Bald aber ergab sich jene Aufführungsgelegenheit, der die Sinfonie D-Dur ihren Beinamen verdankt: Am 19. Januar 1787 erklang sie mit großem Erfolg in einer Akademie im Gräflich Nostitzschen National-Theater zu Prag, zwei Tage nach dem dortigen „Figaro“-Erfolg. Am 12. Mai 1789, während seines Leipzig-Besuchs, mietete Mozart das Gewandhaus: „... das viele bitten meiner Freunde bewog mich leiptzig ... nicht zu affrontiren, sondern dienstags den 12:ten eine Academie zu geben“, schrieb Mozart seiner Frau Konstanze über den gefeierten, finanziell jedoch erfolglosen Abend. Neben Klavierkonzerten leitet Mozart die „Prager“, an der sich die Begeisterung Leipzigs für Mozart-Sinfonien im 19. Jahrhundert sehr gut ablesen lässt. Sie war weit größer als in Wien und wurde nur von London übertroffen.

Opernnähe wird der „Prager Sinfonie“ seither nachgesagt – nicht nur wegen des äußeren Anlasses oder der langsamen Einleitung. Äußerst differenziert behandelt Mozart die Holzbläser, als gelte es auch hier, feine klingende Charakterstudien zu bieten. Oder blicken wir auf den huschenden Einsatz des Finales: Dieser erinnert an den Beginn der „Figaro“-Ouvertüre, mehr noch an das Duettino „Aprite presto aprite“ im zweiten Akt der Oper, wo sich der in eine Intrige verwickelte Cherubino entschließt, sich mit einem Sprung aus dem Fenster in Sicherheit zu bringen.