KV 264, KV 265 Town Hall

Zweifelsohne zählte Mozart zu den berühmtesten Komponisten seiner Zeit, aber nicht alle Werke von ihm wurden zu seinen Lebzeiten veröffentlicht, begeistert anerkannt oder häufig aufgeführt. Grund dafür waren nicht selten hohe spieltechnische und, vor allem, inhaltliche Ansprüche, die diese Musik für die damaligen Zuhörer und Interpreten in erheblichem Maße unzugänglich und unnachvollziehbar machten. Aber Variationen über populäre Themen jener Zeit, die Mozart neben seinen Sonaten, Quartetten und Sinfonien gelegentlich schrieb, fanden aufgrund der Leichtigkeit ihrer Wahrnehmung sofort eine breite Anerkennung und wurden zu einer Art Schlagern ihrer Zeit. Zu solchen gelungen Beispielen zählen auch die „Geschwister-Variationen“ KV 264 und KV 265 – beide in derselben Tonart C-Dur und über zwei bekannte französische Themen. Die nacheinander entstandenen Variationszyklen verbindet, neben dem damals populären thematischen Material, eine klare Struktur aller Variationen, eine faszinierend leichte, „schwebende“ Natur ihrer Faktur und eine erfinderische Ausgestaltung. Solche Kompositionen, die bei Mozart gewissermaßen abseits von seinen Hauptwerken stehen, dürfen nichtsdestotrotz nicht unterschätzt werden, denn sie bieten – in einer leichteren Form - einen hervorragenden Stoff zur Beherrschung vieler Besonderheiten des Klavierstils von Mozart. Es ist eine gute und nützliche Arbeit im technischen Sinne sowie ein großer musikalischer Genuss. Schließlich muss nicht alle Musik immer sehr seriös und inhaltlich aufgeladen sein.



KV 264, Variationen für Klavier "Lison Dormait"
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 12. August 2018 in der Town Hall, Melbourne (Australien)

KV 264, Variationen für Klavier "Lison Dormait"