KV 191 Zeughaus Neuss

Eine persönliche Anmerkung von Leah Blomenkamp:

"Ich sitze im Forum, unserem wöchentlichen, klasseninternen Fagottvorspiel in der Musikhochschule Köln. Dort können wir sämtliche Werke der Fagottliteratur mit Klavierbegleitung vor unserem Professor und Kommilitonen spielen. Aber man hört fast ausschließlich die Probespiel-Version unseres heutigen Mozartkonzertes, sprich 1. und 2. Satz jeweils bis zur Reprise.
Um eine feste Arbeitsstelle, eine Akademiestelle (Praktikum) oder einen Zeitvertrag in einem professionellen Orchester zu bekommen, müssen wir ein Probespiel absolvieren und gewinnen. In der ersten Runde wird meistens eben diese kastrierte Version jenes Konzertes verlangt. Da die Konkurrenz enorm groß ist, muss dieser Mozart sehr, sehr gut gespielt sein, damit man überhaupt für die zweite Runde zugelassen wird. Für mich fühlt es sich so an, als würden deswegen viele Fagottisten probieren, ihre Mozart-Interpretation möglichst unangreifbar machen. Glatt. „Perfekt“.
Das kann beeindruckend sein. Aber auch sehr langweilig. Leer. Irgendwie enttäuschend. Ein bisschen so, als würde die Musik missbraucht werden… Ich habe mich dem Druck erst mal nicht ausgesetzt, indem ich einfach abgewartet habe, bis ich überhaupt Lust bekomme, dieses Werk zu spielen. Glücklicherweise kam sie dann am Anfang meines dritten Studienjahres. Ich habe versucht, mich möglichst frei von allem Gehörten zu machen und unvoreingenommen dieses Konzert zu interpretieren. Manchmal hilft mir die Vorstellung, dass Mozart zum Zeitpunkt dieser Komposition gerade einmal 18 Jahre alt war. Ich finde, das kann man besonders im 1. Satz hören: Er ist so jugendlich und energievoll. Manchmal auch verspielt und witzig!
Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr, nach einigen solistischen Auftritten nun endlich auch dieses Konzert mit Orchester spielen zu dürfen! Mit Reprisen und sogar mit dem selten gehörten 3. Satz!" ;-).


KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur
Orchester: Neusser Kammerorchester
Solist: Leah Blomenkamp (Fagott)
Leitung: Joachim Neugart
Aufnahme am 3. Dezember 2017 im Zeughaus Neuss
Tontechnik: Frank Kirsch, Kaarst

KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur
KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur, Allegro
KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur, Andante ma Adagio
KV 191, Konzert für Fagott und Orchester B-Dur, Rondo: Tempo di Menuetto



KV 191 Musikhochschule Freiburg

Mozart hat zeitlebens ein besonderes Verhältnis zu den Blasinstrumenten gehabt. Er hat nicht nur den Bläsersatz in seinen Orchesterwerken auf ganz eigene Weise gestaltet, so dass die Art dieses Bläsersatzes für Mozart - und nur für ihn - charakteristisch wurde, sondern er hat auch für Musiker, denen er freundschaftlich verbunden war, Bläserwerke komponiert.
Das Autograph zu diesem Konzert ist verschollen; überliefert ist das Werk durch den wohl erstmals 1805 bei André in Offenbach erschienenen Stimmendruck.
Es ist das erste Bläserkonzert, das Mozart überhaupt komponiert hat. Einstein nennt es "ein echtes Bläser-, ein echtes Fagottkonzert; die Soli mit Sprüngen und Läufen und Kantabilitäten, wie sie dem Instrument gemäß sind, von Anfang bis Ende mit Lust und Liebe geschrieben, was sich auch besonders dokumentiert in der lebhaften Anteilnahme des Orchesters.”