Kreuzkirche Chemnitz

Am 9. Mai 2014 wurde in der Kreuzkirche Chemnitz das 23. Sächsische Mozartfest eröffnet. Das Netzwerkorchester VI, ein Klangkörper aus Spitzenmusikern, die sich alljährlich speziell für dieses Festival zusammenfinden, stand 2014 unter der Leitung von Albrecht Mayer, Solooboist der Berliner Philharmoniker. Nach dem furiosen Auftakt mit der Ouvertüre zur Oper „Cosi fan tutte“ trat Mayer mit Werken von Kozeluh und Fiala als Solist an Oboe und Englischhorn in Erscheinung, bevor das Orchester mit Haydns Sinfonie Nr. 94 G-Dur einen finalen Paukenschlag setzte.



KV 588, Ouvertüre zur Oper `Cosi fan tutte'
Orchester: Netzwerkorchester VI
Leitung: Albrecht Mayer
Aufnahme am 9. Mai 2014 in der Kreuzkirche Chemnitz

KV 588, Ouvertüre zur Oper `Cosi fan tutte'

KV 588 Kreuzkirche Chemnitz

„Wieder ein vortreffliches Werk von Mozart“, kündigte der Wiener Korrespondent des Weimarer "Journal des Luxus und der Moden" im März 1790 an. Schaut man auf die Handlung, dann ist das „Vortreffliche“ gar nicht leicht zu verdauen. Einen „moralischen Scherbenhaufen“ nennt der Journalist Peter Jungblut jenes Feld, das der zynische Don Alfonso erhellt, indem er Ferrando und Guglielmo eine fatale Wette anbietet. Die jungen Offiziere sind mit den Schwestern Fiordiligi und Dorabella verlobt und sollen, als Fremde verkleidet, die Treue ihrer Frauen prüfen. Der Ausgang dieses Experiments ist bekannt. Die Frauen erliegen den Verführungen, Ferrando und Guglielmo verlieren die Wette und machen sich mit ihrem „erfolgreichen Tun“ selbst zu ernüchterten Verlierern.
Die Modernität und Provokation des Librettos hatte Mozarts Oper „Così fan tutte“ (zu Deutsch: So machen’s alle), die 26. Januar 1790 im Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde, schnell Kritik eingebracht. Erst im 20. Jahrhundert wurde KV 588 an die Seite von Mozarts bedeutendsten Opern gerückt. „Mozarts lakonisches, illusionsloses und dennoch nicht sarkastisches Menschenbild macht die Oper zu einer der vielschichtigsten Tragikomödien der Musikgeschichte“, ist man sich am Theater Plauen-Zwickau sicher. Mozarts Musik dürfte seit jeher ihren typischen Zauber entfaltet haben, angefangen mit der knapp gehaltenen, doch gehaltvollen Ouvertüre. Einer langsamen Einleitung folgt ein Presto-Abschnitt mit lustvoll murmelnden Oboen, unheilvollen Akzenten, effektvollen Orchesterwalzen, der den Hörer unweigerlich ins Geschehen zieht.
Text: Karsten Blüthgen


Netzwerkorchester VI

Aus den Projektorchestern des Sächsischen Mozartfestes, die seit 2009 von dem Chemnitzer Oboisten Ekkehard Hering jeweils für das Eröffnungskonzert zusammengestellt wurden, hat sich der Name eines Netzwerkorchesters (hier: Netzwerkorchester VI) gebildet. Dies nicht ohne Grund, weil sich in relativ kurzen Probenphasen Spitzenmusiker aus Sachsen, Mitteldeutschland und zu Teilen auch international zusammenfinden und untereinander Musizierfreude und Klangqualität auf höchstem Niveau entwickeln. Die Instrumentalisten, die u.a. dem Gewandhausorchester Leipzig, der Robert-Schumann-Philharmonie, dem MDR-Sinfonieorchester, der Staatskapelle Weimar und der Mittelsächsischen Philharmonie angehören, sind begeistert, in diesem menschlich sympathischen und künstlerisch ambitionierten Kontext zu musizieren. Das Netzwerkorchester arbeitete unter der Leitung von Mike Svoboda, Niksa Bareza, Howard Arman und Steffen Walther. Publikum und Medien schenken diesem neuen Ensemble in Sachsen hohe Aufmerksamkeit. Die Oper La Clemenza di Tito hat Mozart zur Krönung Kaiser Leopolds II zum König von Böhmen in Prag geschrieben. Angeblich benötigte er für die Komposition der gesamten Oper nur 19 Tage. Der Qualität der Oper, insbesondere der Ouvertüre tat dies keinen Abbruch. Mit ihren klangvollen Sforzato-Akkorden und den vielen Vorhaltsdissonanzen gehört sie zu den farbigsten Werken Mozarts. Die häufigen Modulationen verstärken diesen Eindruck wirkungsvoll. Da die Ouvertüre erstaunlicherweise keines der Themen der folgenden Oper aufgreift, wirkt sie auch selbständig als Ouvertüre für dieses Konzert und bildet den festlichen Auftakt zu glanzvoller Musik.


Albrecht Mayer

Wenn man an die Oboe denkt, darf er nicht fehlen: Albrecht Mayer. Zuhörer und Kritiker geraten gleichermaßen ins Schwärmen. Da ist von “Götterfunken” die Rede, von der “wundersamen Oboe” oder davon, dass Mayer die Oboe “zum Verführungsinstrument erhebt”. Er studierte bei Gerhard Scheuer, Georg Meerwein, Ingo Goritzki und Maurice Bourgue, begann seine berufliche Laufbahn 1990 als Solo-Oboist der Bamberger Symphoniker und wechselte 1992 in die gleiche Position zu den Berliner Philharmonikern. Als Solist ist Albrecht Mayer international äußerst gefragt und gründete auf der Suche nach seinem persönlichen Klangideal unlängst sein eigenes Ensemble New Seasons. Neben den Solo-Projekten ist ihm zudem die Kammermusik sehr wichtig, zu seinen Partnern zählen u.a. Nigel Kennedy und Hélène Grimaud, mit der er die Schumann-Romanzen auf CD eingespielt hat. Begleitet vom Orpheus Chamber Orchestra gab Albrecht Mayer 2007 sein Debut in der New Yorker Carnegie Hall. 2008 war er “Artiste étoile” beim Lucerne Festival.
Auf der Suche nach neuem Repertoire leiht Albrecht Mayer auch gern Werken für andere Instrumente oder Gesang seine (Oboen-)Stimme. Ein überzeugendes Ergebnis sind die Bach-Transkriptionen „Lieder ohne Worte“ sowie sein Album „New Seasons“ mit Händel-Transkriptionen, die sogar den Sprung in die deutschen Pop-Charts schafften. Seine CD „Auf Mozarts Spuren“ mit dem Mahler Chamber Orchestra und Claudio Abbado hielt sich über Monate in den Deutschen Klassik-Charts und wurde zudem in die Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen. Im August 2008 erschien das Album „In Venice“ bei Decca, im Herbst 2009 kam dort eine weitere CD mit Werken von J. S. Bach heraus. Im August 2010 erschien das aktuelle Album „Bonjour Paris“, ebenfalls bei Decca.
2004, 2008 und 2010 wurde Albrecht Mayer mit dem begehrten ECHO Klassik ausgezeichnet, im Dezember 2006 erhielt er den E. T. A.-Hoffmann-Kulturpreis seiner Heimatstadt Bamberg.
Text: www.albrechtmayer.com