KV 387, KV 428, KV 575 Bergisch Gladbach

Diese drei Streichquartette, geschrieben im Zeitraum 1782 – 1789, spiegeln die Entwicklung der Mozart‘schen Behandlung dieser Gattung markant wider – und überbrücken damit seinen frühen und späten Stil. Wenn bei einem Streichtrio, wo jedes Instrument nur einzeln vertreten ist, eine gewisse Individualität der Stimmen fast vorausgesetzt ist, so wird man als Komponist bei Streichquartetten mit der Frage konfrontiert, wie mit den Innenstimmen – der zweiten Violine und der Bratsche – umzugehen ist. Sind sie eher als begleitende Füllung des harmonischen Konstrukts dabei oder doch mehr oder weniger gleichberechtigte Elemente der Partitur? Wenn sich Mozarts frühere Streichquartette der 1770er Jahre aufgrund der klar abgehobenen Stellung der ersten Violine eher als kleine Violinkonzerte betrachten lassen, so wird die Gesamtkonstellation der vier Stimmen im Laufe der 1780er Jahre ausgeglichener und vielfältiger. Vor allem fällt auf, dass nicht nur die reine Funktionalität der Stimmen umgedacht wird, sondern auch die spieltechnischen Ansprüche steigen. Neben der traditionell virtuosen Ausgestaltung der ersten Violinstimme haben auch andere Mitglieder des Ensembles mit erhöhten Herausforderungen zu tun. So werden gerade die mittleren Stimmen – zweite Violine und Bratsche – fast immer zu den wichtigen Dialogpartnern der ersten Violine, was eine Interaktion auf Augenhöhe zur Folge hat. Auch die unterste Stimme – die Cellostimme – bietet nicht mehr nur eine klare harmonische Grundlage, sondern beteiligt sich aktiver am ganzen Geschehen. Dazu kommt es häufig zu Verschränkungen der Registerlagen der Instrumente, wodurch die ganze Vertikale noch dichter und nuancenreicher klingt. Auch die Rolle der kontrapunktischen Technik erlangt einen höheren Stellenwert – nicht nur in den fugierten Sätzen, sondern auch als grundsätzliches Entwicklungsmittel für Themen und Motive. So kann man feststellen, dass Mozart in diesen Werken den Weg der Symphonisierung des Streichensembles geht – durch eine immer markanter werdende Herausarbeitung aller Stimmen der Partitur. Dies mündet dann in seine Streichquintette.


KV 387, Streichquartett Nr. 14 G-Dur
Solisten: Michael Kibardin (1. Violine), Andrei Nikolaev (2. Violine), Anton Hubert (Bratsche), Lev Gordin (Cello)
Aufnahme am 15. Februar 2021 in Schloss Bensberg, Bergisch Gladbach

KV 387, Streichquartett Nr. 14 G-Dur
KV 387, Streichquartett Nr. 14 G-Dur, Allegro vivace assai
KV 387, Streichquartett Nr. 14 G-Dur, Menuetto
KV 387, Streichquartett Nr. 14 G-Dur, Andante cantabile
KV 387, Streichquartett Nr. 14 G-Dur, Molto Allegro