KV 136 Kirche Jesu Christi, Berlin

Als der 16-jährige Wolfgang Amadeus und sein Vater Leopold von der zweiten Italienreise zurück kehrten verstarb der Salzburger Fürsterzbischof Siegmund von Schrattenbach, der erste Förderer Mozarts. Der neue Gönner Fürsterzbischof Colloredo verbot den Mozarts fortan Tourneen durch Europa. Mozart erhielt den Auftrag vor allem allem Sinfonien, Divertimenti und Solokonzerte für die höfische Unterhaltung zu komponieren. Er leitete diese wöchentlichen Konzerte vom ersten Geigenpult aus, seit er im August 1772 zum besoldeten Konzertmeister der Hofkapelle ernannt worden war. Da Colloredo selbst ein tüchtiger Geiger war, mischte er sich bei Sinfonien und ähnlichen Werken unter seine Hofmusiker. Das Divertimento ist im reinen italienischen Stil geschrieben: Ein rauschendes Allegro dient als Kopfsatz. Der Mittelsatz schwelgt in italienischem Cantabile, worauf ein tänzerisch rasches Finale im schnellen Tempo folgt.

KV 136, Divertimento D-Dur
Orchester: Solo Semble
Aufnahme am 15. Oktober 2023 im Konzertsaal der Kirche Jesu Christi, Berlin

KV 136, Divertimento D-Dur



KV 136 St. Gumbertus Ansbach

Obwohl die drei Divertimenti KV 136-138 von Mozart als Werke für Streichorchester berühmt geworden sind, handelt es sich strenggenommen um Musik für Streichquartett. Denn im Gegensatz zum Wort “Serenade”, daß sich fast immer auf orchestrale Musik bezog, bezeichnete man in Salzburg als “Divertimento” nur Stücke in solistischer Streicherbesetzung, meist mit zwei Hörnern und Kontrabaß statt Violoncello.
Entstanden 1772, während der Arbeit an der Opera seria Lucio Silla, stehen die drei Werke in vielem den expressiven und eher barocken Qualitäten dieser Oper nahe. So finden sich ausdrucksvolle Vorhalte (Andante von Nr. 3) oder fugierte Abschnitte (Finale von Nr. 1). Sie verbinden sich mit einem kantabel-melodischen Tonfall, den der junge Mozart von den großen Opernmeistern seiner Zeit übernahm, allen voran von J. Christian Bach und J. Adolph Hasse.
Die drei Werke sind bewußt als Zyklus angelegt. Nr. 1 und Nr. 3 haben die gleiche Satzfolge: singendes Allegro im Vierertakt, kantables Andante im Dreiertakt, tänzerisches Finale im Zweiviertel. Auch thematisch sind die Werke eng verwandt. Das berühmte Hauptthema aus dem ersten Satz des D-Dur-Divertimentos kehrt sowohl in dessen Finale als auch zu Beginn des zweiten Divertimentos wieder.
Verändert nach: www.kammermusikfuehrer.de



KV 136, Divertimento D-Dur
Solisten: Martina Trumpp, Sabine Lehr (1. Violine), Larissa Manz, Tabea Stamminger (2. Violine), Stephan Knies, David Tejeda (Viola), Verena Sennekamp (Cello)
Aufnahme am 30. April 2016 in der Kirche St. Gumbertus, Ansbach

KV 136, Divertimento D-Dur
KV 136, Divertimento D-Dur, Allegro
KV 136, Divertimento D-Dur, Andante
KV 136, Divertimento D-Dur, Presto